Vom kleinen Dieb zum großen Politiker: Schweizer Aussenminister gesteht Jugend-Sünden mit Videokassetten!

Sie wirken wie vergessene Relikte aus einem alten Aktenordner: die Papiere zu einem Vorfall aus dem Jahr 1989, bei dem zwei Videokassetten gestohlen wurden. Der Übeltäter war kein naiver Jugendlicher im Eifer seiner ersten freien Entschlüsse, sondern ein 27-jähriger Assistenzarzt – heute besser bekannt als Bundesrat Ignazio Cassis.

Der Vorfall wurde durch die Weltwoche und das Tessiner Zeitungsblatt Mattino della Domenica publik gemacht. Es handelte sich hierbei nicht um einen einfachen Ladendiebstahl, sondern um einen mit einer gewissen Ironie: Der zukünftige Außenminister nahm Kassetten an sich, verbarg sie in seiner Tasche und gab sich an der Kasse als unschuldiger Käufer aus. Die Polizei vermerkte sachlich: “Er war überzeugt, nicht bemerkt zu werden.”

Heute, Jahre später, zeigt sich Cassis reumütig. Er gesteht, den Fehler zu bedauern und dass dieser längst entschuldigt sei.

Als die Tessiner Kantonspolizei im Februar 1989 den mutmaßlichen Ladendieb verhörte, gab sich dieser als einfacher Student aus. Die Akten jedoch enthüllen eine andere Wahrheit: Mit 27 Jahren hatte Cassis sein Medizinstudium bereits abgeschlossen und arbeitete als Assistenzarzt im Kantonsspital Lugano. Diese bewusste Täuschung der Behörden wirft ein zusätzliches Licht auf den Vorfall – es wurde nicht nur gestohlen, sondern auch gelogen. Für den Zürcher Historiker Christoph Mörgeli ist klar, dass dies keineswegs eine belanglose Jugendsünde war, sondern eine Handlung mit moralischen Implikationen von jemandem, der bereits damals Menschenleben anvertraut wurde.

Vielleicht ist Cassis heute deshalb bewusst, dass auch kleine Vergehen lang anhaltende Folgen haben können – besonders unter dem verschärften Blick der Öffentlichkeit.

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