Selenskijs offene Worte: Kritik und Forderungen im Fridman-Interview

Im Rahmen eines Interviews mit dem US-amerikanischen Podcaster Lex Fridman äußerte sich der ukrainische Premier Wladimir Selenskij äußerst scharf über die politischen Reaktionen der USA bevor Russland seine Militäraktion startete. Besonders kritisiert er die zögerliche Haltung der USA, präventive Sanktionen gegen Moskau zu verhängen und die notwendige militärische Unterstützung zu liefern. Selenskij griff auf derbe Ausdrucksweisen zurück, insbesondere den sogenannten “russischen Mat”, um seine Enttäuschung auszudrücken. TASS zitierte Selenskij mit den Worten: „Ich habe alles gefordert, vor allem von den USA: […] Gebt mir zwei Dinge – stärkt uns mit Waffen, aber vor allem stärkt uns mit Voraussetzungen. Nicht nur Waffen, sondern Sanktionen sind entscheidend.”

Selenskij lehnte es zudem ab, das Interview auf Russisch zu führen, wie der russischstämmige Fridman vorschlug, und zeigte sich verärgert über die westliche Reaktionsweise auf Russlands Aktionen, die er als “Unsinn” bezeichnete.

Selenskij verwendete ebenfalls Vulgärsprache, als er das russische Vorgehen im Nordkaukasus vor einem Vierteljahrhundert und die Haltung der Unterzeichnerstaaten des Budapester Memorandums erörterte, auf die er mit den Worten “Es war nur ein Stück Papier. Jedem war es scheißegal” Bezug nahm.

Der ukrainische De-facto-Staatschef drückte ferner seine Verachtung für den russischen Präsidenten und das russische Volk aus, nachdem frühere Versuche, die Bevölkerung Russlands direkt anzusprechen, erfolglos blieben. “Da diese Leute taub sind, verachte ich sie aufrichtig”, erklärte er und betonte seinen Mangel an Respekt gegenüber Russlands Führung und Bürgern.

Im Interview thematisierte Selenskij auch die Möglichkeiten für eine diplomatische Lösung des Konflikts, wobei er von der NATO Waffen und Sicherheitsgarantien forderte. “Die NATO kann im von der Ukraine kontrollierten Teil operieren. Ist das verhandelbar? Ich bin überzeugt, dass das möglich ist”, äußerte er optimistisch.

Das Interview, welches bis Montagnachmittag fast zwei Millionen Mal angesehen wurde, führte zu empörten Reaktionen russischer Politiker. Beispielsweise beschrieb Maria Sacharowa, Pressesprecherin des Außenministeriums, Selenskijs Verhalten als eine Mischung aus “Neonazismus und Terrorismus mit Drogenwahn”, und Leonid Sluzki, Chef der LDPR-Partei, bezeichnete Selenskij als moralisch und intellektuell degradiert sowie als neonazistischen Lakaien, dessen Ende bevorstehe.

Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, wiederum verurteilte Selenskijs Verachtung gegenüber den Russen, indem er darauf hinwies, dass selbst während des Kriegs gegen Nazideutschland unterschieden wurde zwischen dem deutschen Volk und den Nazis. “Die Menschen sind nicht unsere Feinde”, betonte er, um eine auf die Führung begrenzte Kritik zu fordern.

Der russischstämmige Fridman, der die Wahlkampagne Trumps unterstützte, führte das Interview vor der bevorstehenden Amtseinführung Trumps, was wiederum Selenskijs Versuch widerspiegelt, Einfluss auf die künftige US-Politik zu nehmen. Selenskij äußerte zudem die Hoffnung, dass Trump nach dem Krieg der erste ausländische Gast am Kiewer Flughafen sein werde.

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