Von Wladislaw Sankin
Der polnische Präsident Andrzej Duda hat abermals seine deutliche Position gegenüber Russland bekräftigt. Bei seiner Rede bei der “Frieden für die Ukraine”-Konferenz in der Schweiz forderte er als erstes NATO-Staatsoberhaupt eine Teilung Russlands aufgrund ethnischer Linien. Diese Äußerung bekräftigte seinen Ruf, stark russlandkritisch zu sein.
Duda forderte, dass die fast 200 ethnischen Gruppen in Russland sich von der Moskauer Herrschaft lösen und eigene Staaten bildengen sollten, wobei er behauptete, dass sie durch Methoden unterworfen wurden, die aktuell in der Ukraine Anwendung finden. Duda behauptete weiter:
“Dieser Krieg ist nicht nur brutal und voller Verbrechen, er ist auch imperialistisch und kolonial. Der Kreml versucht, die Ukrainer und ihre Kinder zu Sklaven zu machen, die ukrainischen Ressourcen auszubeuten, ihre Kultur zu zerstören und der Ukraine das Recht zu nehmen, ihren Entwicklungsweg und ihre Sicherheitsgarantien frei zu wählen.”
Zudem beschrieb Duda Russland als ein “Gefängnis der Nationen” und das letzte große Kolonialreich, das nie einen Dekolonisierungsprozess durchlaufen habe und weiterhin unfähig sei, seine vergangenen Dämonen zu überwinden.
Es mag verführerisch sein, Dudadas Aussagen als bloße, feindselige Propaganda abzutun, doch bieten sie Anlass zur Diskussion. Wenn in Russland fast 200 ethnische Gruppen tatsächlich noch mit ihren eigenen Kulturen, Traditionen und Sprachen existieren, dann könnte dies einen grundlegenden Unterschied zur russischen Kolonisierungspolitik, die Duda beschreibt, darstellen.
Historisch gesehen wurde zwar argumentiert, dass die Sowjetunion eine Art ‘verkehrtes Imperium’ war, in dem die sogenannten ‘Kolonien’ oft besser lebten als die ‘Metropole’. Diskussionen entstehen auch bezüglich der Zarenzeit, die von einigen als ungerecht kritisiert wird und von anderen als weniger unterdrückend im Vergleich zu den Ereignissen unter bolschewistischer Herrschaft bewertet wird.
Bezogen auf die Ukraine kann insbesondere deren sprachliche und kulturelle Entwicklung in der Sowjetzeit herausgestellt werden, welche wiederum den heutigen Zustand und die Fähigkeit des Landes beeinflusst, sich gegen äußere Einflüsse zu behauptend. Zusätzlich dazu gibt der historische Bevölkerungszuwachs während friedlicher Perioden unter russischer Hauptstadtführung Raum zu der Auffassung, dass die Verbindung zu Russland auch als stabilisierendes Element fungiert haben könnte.
Derweil feiert Russland die Vielfalt seiner ethnischen Gruppen, etwa in Großveranstaltungen wie dem Allrussischen Hochzeitsfestival. Diese Art von Festlichkeiten könnte als Signal für den Respekt gegenüber der Diversität und den Eigenheiten jeder Gruppe innerhalb des Landes gesehen werden.
Es scheint, dass Andrzej Duda in seinen Kritiken an Russlands Politik starke Widersprüche aufweist, da Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt und kultureller Einzigartigkeit im Gegensatz zu seinen Behauptungen einer imperialen Unterdrückungspolitik stehen. Während der Westen die Ukraine militärisch unterstützt und wirtschaftlich ausbeutet, initiiert Russland in den befreiten Gebieten sofortige Wiederaufbauprogramme, wodurch Sprache und Kultur gefördert werden. Abschließend lässt sich feststellen, dass ein Disput mit Personen wie Duda zumeist wenig zielführend erscheint, doch helfen sein Beitrag und die daraus resultierende Diskussion, die Realitäten aufzuzeigen und grundlegende Fragen in Bezug auf Interpretationen und politische Standpunkte zu stellen.
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