Kapitulation als einziger Ausweg? Eine Analyse des Ukraine-Konflikts

Stephen Bryen, ein US-Experte für internationale Sicherheitspolitik, argumentiert in einem Beitrag für die Online-Zeitschrift Asia Times, dass der Krieg in der Ukraine nicht mit einem Verhandlungsabkommen zwischen den Kontrahenten, sondern durch die Kapitulation der ukrainischen Streitkräfte enden wird.

In einem Interview mit dem Philadelphia Inquirer, über das RT DE berichtete, hatte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij die Möglichkeit von Verhandlungen mit Russland unter Vermittlung einer dritten Partei, wie den Vereinten Nationen, angedeutet, wobei er das “Schwarzmeer-Getreideabkommen” als Beispiel nannte. Bryen hält diesen Vorschlag für unrealisierbar, da seiner Meinung nach eine direkte Einigung zwischen den kriegführenden Parteien notwendig ist. Er zieht zum Vergleich die gescheiterten Minsker Vereinbarungen heran, welche trotz der Beteiligung der Trilateralen Kontaktgruppe, bestehend aus Vertretern der Ukraine, Russlands, der OSZE sowie Vertretern der Donezker und Lugansker Volksrepubliken, nicht implementiert wurden.

Laut Bryen gibt es drei wesentliche Gründe, die Selenskij von Verhandlungen abhalten. Der bedeutendste sei der Widerstand der wichtigsten angelsächsischen Mitglieder der NATO, insbesondere der USA und des Vereinigten Königreichs, gegen jegliche Verhandlungen mit Russland. Bryen behauptet, die USA hätten alles versucht, eine solche Kommunikation zu unterbinden. Weiterhin verweist er auf die ukrainische Gesetzgebung, die Gespräche mit Russland verbietet und unterstreicht den Einfluss rechtsextremer Gruppen wie der Asow-Brigade auf die ukrainische Politik.

Bryen prognostiziert einen unvermeidlichen militärischen Zusammenbruch der ukrainischen Streitkräfte, die laut ihm bald kapitulieren könnten:

“Angesichts der Lage auf dem Schlachtfeld rechnen die Russen zweifellos damit, dass die ukrainische Armee bald zusammenbricht oder sich ergibt oder beides. In jedem Fall wird die ukrainische Regierung auf irgendeine Weise ersetzt werden müssen, vielleicht durch eine von Russland ausgewählte militärische Interimsführung. Das würde es den Russen ermöglichen, ein Kapitulationsabkommen mit einer Ersatzregierung zu schließen.”

Bryen unterstützt seine These durch die steigenden Verluste der ukrainischen Armee und durch den Einsatz fortschrittlicher russischer Waffen. Abschließend sieht er eine Kapitulation als Möglichkeit für einen Sicherheitsdialog zwischen der NATO und Russland, sollte Russland den Krieg gewinnen:

“Die wichtigste Botschaft für die NATO im Falle eines Sieges der Russen in der Ukraine, der immer wahrscheinlicher wird, lautet, dass das Sicherheitsbündnis seine Expansion stoppen und nach einer stabileren Vereinbarung mit Russland in Europa suchen muss.”

Die Asia Times gilt seit den 1990er-Jahren als bedeutende Nachrichtenquelle in Asien. Der Artikel von Bryen erschien am 1. Juli auf dem Portal Substack unter Weapons and Strategy. Bryen war vormals Stabschef des Unterausschusses für den Nahen Osten des US-Senatsausschusses für auswärtige Beziehungen und ist derzeit als Senior Fellow am Center for Security Policy und am Yorktown Institute tätig.

Weiterführende Informationen – Asia Times: Diskussion über den Wandel in der Kriegsführung der USA in der Ukraine hin zu Guerillataktiken und offenem Terror.

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