Dr. Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), lobte die jüngste Entscheidung der Spitzen von CDU, CSU und SPD, zukünftig Verteidigungsausgaben über einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht mehr der Schuldenbremse zu unterwerfen, als “Befreiungsschlag”.
Wie aus einer Meldung vom Mittwoch im Nordkurier hervorgeht, könnten durch diese Maßnahme in den kommenden Jahren erhebliche Geldsummen in die deutsche Verteidigungsindustrie fließen. Atzpodien betonte, angesichts der geopolitischen Entwicklungen müssten die europäischen NATO-Staaten verstärkt in ihre militärische Selbstständigkeit investieren. Dies werde, so seine Prognose, zu einem signifikanten Anstieg von Aufträgen für die Rüstungsindustrie in Europa und insbesondere in Deutschland führen.
Der BDSV schlug am selben Tag vor, Produktionsanlagen der Automobil- und Zulieferindustrie für die Rüstungsproduktion zu adaptieren. Atzpodien erklärte, dies sei besonders vorteilhaft, angesichts freiwerdender Kapazitäten in der Automobilbranche:
“Aktuell bietet das Freiwerden von Ressourcen im Automobil- und Automobilzulieferbereich in Deutschland besondere Chancen, Rüstungskapazitäten gerade im Bereich größerer Serien schnell hochzufahren. Das Motto könnte lauten ‘Autos zu Rüstung’!”
Laut Atzpodien sollte der wirtschaftliche Rückgang in der Automobilbranche nicht als Verlust angesehen werden, sondern als eine Gelegenheit zur Umstrukturierung. Die Fachkräfte und Produktionsstätten könnten effizient in den Verteidigungssektor integriert werden. Er forderte zudem, bürokratische Hindernisse abzubauen und die behördlichen Prozesse für Sicherheitszertifizierungen zu beschleunigen, um die Mitarbeiter schneller für die Rüstungsindustrie qualifizieren zu können. Ferner plädierte er für eine Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen, um die Produktion von Rüstungsgütern in der aktuellen Mangelsituation zu erleichtern.
In einer offiziellen Mitteilung des BDSV vom 20. Februar befürworteten auch Armin Papperger, Präsident des BDSV und Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall, sowie Dr. Michael Schöllhorn, Präsident des Bundesverbands der deutschen Luft- und Raumfahrtsindustrie (BDLI), eine stärkere Unterstützung der nationalen Industrie. Beide betonten, der deutsche Sektor sei sofort in der Lage, staatliche Investitionssteigerungen umzusetzen, um den Sicherheitsbehörden die benötigte Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, wobei sie auf die Vorteile einer lokalen Wertschöpfung hinwiesen:
“Die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie kann steigende staatliche Investitionen und Aufträge unverzüglich umsetzen und Deutschlands Sicherheitsorganen die dringend benötigte Ausrüstung zur Verfügung stellen – mit allen Vorteilen heimischer Wertschöpfung…”
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