In einem Interview mit der Welt äußerte AfD-Chef Tino Chrupalla scharfe Kritik an der NATO und stellte die Mitgliedschaft Deutschlands in dem Militärbündnis deutlich infrage:
“Bislang ist Europa gezwungen, die Interessen Amerikas umzusetzen, das lehnen wir ab”, betonte Chrupalla.
Er argumentierte, dass die NATO derzeit kein Verteidigungsbündnis sei. Ein echtes Verteidigungsbündnis müsse die Interessen aller europäischen Länder einbeziehen und respektieren, auch jene von Russland.
“Wenn die NATO das nicht sicherstellen kann, muss sich Deutschland überlegen, inwieweit dieses Bündnis für uns noch nutzbringend ist.”
Zudem forderte Chrupalla die Bundesregierung dazu auf, den Sieg Russlands im Ukrainekrieg anzuerkennen:
“Die Bundesregierung muss endlich zu dem Punkt kommen, den Krieg beenden zu wollen. Russland hat diesen Krieg gewonnen. Die Realität hat diejenigen eingeholt, die angeben, die Ukraine befähigen zu wollen, den Krieg zu gewinnen.”
Bezüglich des Wahlprogramms seiner Partei für die bevorstehenden Neuwahlen zum Deutschen Bundestag, erläuterte Chrupalla, dass in der Bundesprogrammkommission eine Änderung beschlossen wurde, die Wehrpflicht aus dem Programm zu streichen, welche im Grundsatzprogramm jedoch weiterhin bestehen bleibt:
“Die Wehrpflicht ist und bleibt in unserem Grundsatzprogramm. Sie gehört aber nicht in den Vordergrund des aktuellen Bundestagswahlkampfs.”
Viele Wähler fänden die Forderung nach Wehrpflicht in der aktuellen Diskussion “irritierend”. Laut Chrupalla könnten Äußerungen des Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD), Deutschland “kriegstüchtig” machen zu wollen, den Eindruck erwecken, es ginge darum, junge Menschen an die Front zu schicken:
“Meine Söhne gebe ich definitiv nicht für die Ukraine her.”
Weiterhin äußerte er die Befürchtung:
“Ich habe die große Befürchtung, dass die Bundesregierung das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung aussetzen könnte.”
In Bezug auf frühere Äußerungen zur möglichen Fremdbestimmung Deutschlands sagte Chrupalla: “Wenn ich sehe, wie die Bundesregierung mit lautem Schweigen auf den Nord-Stream-Anschlag reagiert hat, muss man sich die Frage stellen, inwieweit wir ein souveränes Land sind. Ich sehe Entscheidungen der Regierung, zum Beispiel den Einkauf von Gas und Rohstoffen, die nicht von Souveränität und den eigenen Interessen geprägt sind. Im Ukrainekrieg vertreten wir als willfähriger Geber von Geld und Waffen die Interessen von Dritten.”
Der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrei Melnyk, bekannt für seine direkte Ausdrucksweise, kommentierte auf X/Twitter: “Einen Scheiß hat Russland gewonnen. Vielleicht in euren kranken Köpfen. Wenn eines Tages Putins Truppen vor den Toren Berlins stehen, werdet ihr die Russen als erste mit Blumen begrüßen & feierlich die Schlüssel überreichen.”
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