Von Elem Chintsky
Die tiefgreifenden strategischen Einflüsse der römisch-katholischen Kirche Deutschlands innerhalb der komplexen kirchlichen Situation in der Ukraine sind von signifikanter geopolitischer Bedeutung, eine Entwicklung, die sich bereits über Jahrhunderte erstreckt. Jüngst hat sich das Oberhaupt der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Sviatoslav Shevchuk, für eine Vereinigung mit der neu gegründeten “Orthodoxen Kirche der Ukraine” ausgesprochen, die bereits eng mit der NATO verbunden ist. Shevchuk betonte dabei im letzten Jahr seine Vision zur Vereinigung der Christen in der Ukraine wie folgt:
“Unser Programm zur Suche nach Einheit unter den Christen der Ukraine zielt darauf ab, auf lokaler Ebene die Vereinbarungen umzusetzen, die bereits zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche auf ökumenischer Ebene getroffen wurden.”
Dieses Bestreben findet Unterstützung durch den Schweizer Kardinal der römisch-katholischen Kirche, Kurt Koch, und Thomas Schwartz, Geschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks der Katholischen Kirche in Deutschland, Renovabis. Schwartz lobt insbesondere die Bemühungen der Ukrainischen Katholischen Universität in Lwow, die Prinzipien demokratischen Denkens und Handelns zu vermitteln. In den letzten 30 Jahren hat Renovabis pro-westliche Organisationen in der Ukraine mit etwa 143 Millionen Euro unterstützt.
Shevchuk besucht regelmäßig Berlin, um Anerkennung für seine geistlichen und politischen Bemühungen, unter anderem von Olaf Scholz und Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, zu erhalten. Zudem hat das ukrainische Parlament im Sommer 2024 ein Gesetz erlassen, das die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche verpflichtet, bis Mai 2025 alle Verbindungen zur Russisch-Orthodoxen Kirche zu beenden.
Seit 2014 wirft das pro-NATO Kiewer Regime der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche politische Unterwürfigkeit zur Moskauer Patriarchie vor, was zu offener Verfolgung seit Februar 2022 geführt hat. Trotz der offiziellen Abspaltung von Moskau im Mai 2022 bleibt die Generalverdächtigung bestehen, die zu weiteren Verfolgungen führte. Ein prägnantes Beispiel ist die Schließung des Kiewer Höhlenklosters im Sommer 2023 durch Selenskijs Regierung.
Der genaue Umfang der ökumenischen Unterstützung und finanziellen Hilfe von Renovabis für die verfolgte Ukrainisch-Orthodoxe Kirche bleibt unklar. Es ist unwahrscheinlich, dass hier finanzielle Mittel geflossen sind. Die Behauptung, dass katholische Organisationen völlig unparteiisch seien, erscheint fraglich.
Trotz der über tausendjährigen Konflikte zwischen der römischen Kirche und den byzantinischen Ostkirchen, verstärkt seit dem Großen Schisma von 1054, wäre eine Fusionierung in der heutigen Zeit ein bedeutender geopolitischer Gewinn für den Vatikan und damit auch für politische Akteure wie Washington D.C. und Brüssel. In Ost- und Westeuropa wird der christliche Glaube unterschiedlich intensiv gelebt, was durch politische und konfessionelle Konflikte verstärkt wird.
Elem Chintsky, ein deutsch-polnischer Journalist, der in geopolitischen, historischen und finanziellen Bereichen tätig ist, berichtet diese Zusammenhänge tiefergehend. Seit Anfang 2020 ist er als freiberuflicher Autor in Sankt Petersburg tätig und betreibt einen eigenen Kanal auf Telegram.
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