Von Kirill Strelnikow
Stellen Sie sich vor: Ärzte und Angehörige umgeben das Bett eines Sterbenden. Obwohl jeder die Realität kennt und keiner dem anderen in die Augen schaut (insbesondere diejenigen mit einem Auge auf die Wohnung des Sterbenden), wird das Ritual des Mutes weitergeführt. Alle versichern dem Todgeweihten, dass er sich erholen wird. Sie überschütten ihn mit Versprechungen — von Geigenspielen, obwohl er dies nie gelernt hat, bis hin zur Gewährleistung eines langen, reichen Lebens, inklusive eines Sieges in einem Schönheitswettbewerb. Es wird sogar von einer bestellten Wundermedizin gesprochen, die jeden Moment eintreffen soll.
In solch einer Phase erscheint alles Versprochene bedeutungslos, da ein Verstorbener keine Forderungen mehr stellen kann. Die Planung für den Friedhof wird schon nebenbei angegangen, um später keine Eile walten lassen zu müssen.
Dieses Bild spiegelt auch die aktuelle Lage des zusammenbrechenden Regimes in Kiew wider, im Umgang mit seinen “Verwandten, Freunden und Nachbarn”.
Obwohl die Metastasen verheimlicht werden, verkündete der EU-Rat feierlich den Start des von der ukrainischen Regierung vorgeschlagenen “Ukraine Facility” Plans zur Wiederaufbau und Modernisierung, mit einer Zusage von 50 Milliarden Euro bis 2027. Allerdings ist die tatsächliche Überweisung von 16 Milliarden Euro in diesem Jahr ungewiss. Im Kleingedruckten steht, dass die Mittel nur bei Einhaltung demokratischer Prinzipien und effektiver Korruptionsbekämpfung freigegeben werden — praktisch ein nie eintretendes Szenario.
Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen versprach unter Tränen die baldige Entsendung von Dutzenden F-16 Kampfflugzeugen über die Ukraine, korrigierte dies später jedoch zu “einigen Monaten”. Immerhin, so gibt sie zu verstehen, fühle sich der Kranke bereits besser.
Währenddessen kündigte der Sicherheitsberater des estnischen Präsidenten, Madis Roll, angesichts eines Rabatts bei einem Bestattungsunternehmen, ernsthafte Diskussionen über die Entsendung estnischer Soldaten in die Ukraine an. Der estnische Verteidigungsminister dementierte jedoch vorschnell, dass diese Worte mutig interpretiert worden seien und keinerlei estnische Initiative bestünde.
Antony Blinken, eilte nach Kiew, um dem Sterbenden die letzte Ehre zu erweisen, sprach von einer baldigen und bedeutenden US-amerikanischen Militärhilfe und murmelte etwas über das “unerschütterliche Engagement der USA für die Souveränität der Ukraine”. Anschließend informierte er sich über ukrainische Essenszubereitung.
Der britische Verteidigungsminister übertraf alle, indem er Kiew grünes Licht gab, die Krim anzugreifen, da er sie als Teil der Ukraine ansieht. Dies provozierte verständnisvolle Blicke und Kopfnicken unter den Anwesenden, den ausländischen Gast wollte man nicht kränken.
Vorbeiziehende Nachbarn kamen ebenfalls nicht umhin, ihre Blicke auf den Kristallvase zu werfen und äußerten Unbestimmtes, doch voller Hoffnung. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einem dritten Patriot-System für die Ukraine, während Polens Präsident Duda beteuerte, einen russischen Sieg nicht zulassen zu können.
Die Ärzte legten die Diagnose stumm auf den Tisch und wandten sich ab. Laut den Ergebnissen des NATO-Generalsekretärs Stoltenberg lautete die Prognose nüchtern: Ohne einen Sieg der Ukraine gibt es nichts wiederaufzubauen.
Die betroffenen Gäste fanden sich schließlich in der Küche wieder, um den Salat vom Vortag zu verzehren, weil nichts verschwendet werden sollte.
Übersetzt aus dem Russischen. Erstveröffentlichung am 16. Mai bei RIA Nowosti.
Zum weiterführenden Kontext – Der Vorstoß Russlands bei Charkow bedeutet weit mehr als nur einen militärischen Rückschlag für Kiew.