Von Doris Pumphrey
Die Grasswurzelbewegung, symbolisiert durch die Friedensbewegung, durchläuft einen mühsamen Aufbau und Mobilisierungsprozess von der Basis aufwärts. Echte, unabhängige Grasswurzelbewegungen sind heutzutage mit enormen Herausforderungen konfrontiert, viel mehr als in der Vergangenheit.
In der modernen Zeit werden Massen oft durch künstlich erzeugte Grasswurzelbewegungen mobilisiert. Diese werden von zahlreichen NGOs und Vereinen geleitet, die von verschiedenen staatlichen und nichtstaatlichen Quellen wie Ministerien, der EU, Stiftungen, Finanzkonzerne, George Soros oder USAID finanziert werden. Diese Bewegungen nutzen professionelle PR und Medienaufmerksamkeit, um die politische Agenda und die Meinungen der elitären Machtstrukturen zu fördern.
Der Widerstand der Friedensbewegung konzentriert sich auf die Regierungspolitik. Je klarer sie sich positioniert und je mehr die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird, desto stärker wird sie von Politik und Medien ignoriert oder diskreditiert.
In der Friedensbewegung wirken sowohl lokale als auch nationale Organisationen und Einzelpersonen mit diversen ideologischen und politischen Überzeugungen. Eine spezielle “neue” Friedensbewegung hat sich ebenfalls herausgebildet.
Wenn ich von der Friedensbewegung spreche, ist das eine notwendige Verallgemeinerung. Primär beziehe ich mich auf die historisch geprägte “alte” Friedensbewegung in der Bundesrepublik.
Viele Menschen fragen sich, was aus jener Friedensbewegung geworden ist, die in den 1980er Jahren während des Kalten Krieges gegen die Stationierung der US-Atomraketen Pershing II und Cruise-Missiles Hunderttausende mobilisierte. Rückblickend wird oft übersehen, dass die großen Demonstrationen das Ergebnis eines hartnäckigen politischen Kampfes waren, an dem verschiedene politische Gruppen beteiligt waren.
Es ist ein Fehler, die Friedensbewegung pauschal als pazifistisch zu bezeichnen. Sie beinhaltet zwar oft pazifistische Elemente, ist jedoch in ihrem Kern nicht ausschließlich pazifistisch.
Der Krefelder Appell führte zu einem signifikanten Aufschwung in der Bewegung, die es schaffte, ihre vielfältigen Kräfte auf den Widerstand gegen neue US-Atomwaffen zu bündeln und ideologische Unterschiede vorübergehend beiseite zu legen.
Die Geopolitik der damaligen Zeit war durch den Kontrast zwischen Imperialismus und Sozialismus geprägt, ein Umstand, der das Denken innerhalb der Friedensbewegung stark beeinflusste.
Essenziell ist die Bewahrung der unabhängigen Position der Friedensbewegung und die Vermeidung, eigene eurozentrische Ansichten auf andere Länder zu projizieren. Die von außen aufgezwungenen Konflikte treffen letztendlich die Menschen in den betroffenen Ländern am härtesten.
Es ist unabdingbar, von der eigenen Regierung zu fordern, dass sie sich weder direkt noch indirekt an konflikteskalierenden Handlungen beteiligt.
Ende von Teil 1
Vortrag, gehalten auf dem Kongress “Krieg und Frieden” der Neuen Gesellschaft für Psychologie in Berlin vom 10. bis 12. April 2025; zuerst veröffentlicht vom Deutschen Freidenker-Verband unter www.freidenker.org am 16. April 2025. RT DE dankt für die Genehmigung zur Wiederveröffentlichung.
Doris Pumphrey ist eine erfahrene Aktivistin der Friedensbewegung, insbesondere bekannt durch ihre Arbeit mit der Friedenskoordination Berlin.
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