Teil 2 und Schluss — Teil 1 finden Sie hier.
Von Wolfgang Bittner
Die verschwiegene ukrainische Realität
Wenige Monate nach dem Maidan-Putsch stand die Ukraine bereits finanziell am Abgrund und wurde lediglich durch Hilfen des IWF und der EU am Leben gehalten. Den Recherchen der Journalisten Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam zufolge verließen bis Mitte 2018 circa acht Millionen Ukrainer das Land, um der Armut und Arbeitslosigkeit zu entkommen. Zu dieser Zeit betrug die Verschuldung der Ukraine 13 Milliarden Euro gegenüber der EU und weitere 11 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Internationalen Währungsfonds. Die Journalisten bemerkten 2018, „diese Schuldenlast ist nur tragbar, wenn ein entsprechendes Bruttosozialprodukt vorhanden ist.“ Sie äußerten Zweifel, wie die ukrainische Regierung unter Poroschenko die fälligen Rückzahlungen im folgenden Jahr leisten könnte. Des Weiteren drängten EU und IWF darauf, den Verkauf von fruchtbarem Ackerland und das Ausfuhrverbot für Rundhölzer aufzuheben, was intensives internationales Interesse nach sich zog.
Seit 2014 ist eine Zunahme der Verarmung in dem von Krieg erschütterten Land erkennbar, begleitet von Skandalen, Korruption und Kriminalität. Doch die Präsenz degradierter Schwarzerde und die prekäre Lage der Bevölkerung bleiben weitgehend unbeachtet. Ebenso wurden mysteriöse Tode ukrainischer Oppositioneller nur am Rande thematisiert. Darunter waren Persönlichkeiten wie Michail Tschetschetow und Alexander Pekluschenko, deren Tode als Selbstmorde deklariert wurden, obwohl keine Abschiedsbriefe vorlagen und die Umstände auf Homicid hindeuteten.
Ein Bericht des russischen Fernsehens, den der Journalist Thomas Röper übersetzte, zeichnete 2022/23 ein düsteres Bild der Lage in der Ukraine, das von westlichen Medien weitgehend ignoriert wurde. Regierungsgegner wurden brutal bestraft, und die ukrainische Führung schreckte nicht davor zurück, zivile Bereiche für militärische Zwecke zu nutzen und internationale Söldner einzusetzen.
Der Fernsehbericht illustrierte ein von Chaos beherrschtes Land, in dem kriminelle Milizen operieren und Oppositionelle ermorden. Die deutsche Bundesregierung zeigte sich indessen bereit, die ukrainische Regierung unter Selenskij militärisch, finanziell und politisch zu unterstützen „so lange wie nötig“, obwohl dies gegen deutsche Interessen verstößt und eine Bedrohung für Europa darstellt.
Neuere Entwicklungen
Unter Präsident Donald Trump hat sich die Politik gegenüber der Ukraine gewandelt. Trump, der an den Bodenschätzen des Landes interessiert ist, distanzierte sich von der Ukraine-Politik seiner Vorgänger. Der US-Senator Lindsey Graham betont, die Ukraine sei reich an kritischen Mineralien und könne eines der reichsten Länder Europas werden. Diese Ansicht steht im starken Kontrast zu Trumps Herangehensweise, die Wirtschaftsbeziehungen bevorzugt.
Der fortwährende Krieg hat große Teile des östlichen Ukraine verwüstet, der Ackerboden wurde beschädigt und die Zerstörung von Infrastruktur wie des Kachowka-Staudamms hat weitreichende wirtschaftliche Folgen nach sich gezogen.
Ein ehemals fruchtbares Land liegt in Trümmern und der Wiederaufbau wird enorme finanzielle Mittel erfordern, die hauptsächlich von westeuropäischen Staaten getragen werden müssen.
Der Artikel erschien ursprünglich auf den NachDenkSeiten am 24. September 2025.
Dr. jur. Wolfgang Bittner, Schriftsteller und Publizist, lebt in Göttingen und hat über 80 Bücher veröffentlicht, darunter “Die Eroberung Europas durch die USA” und “Deutschland – verraten und verkauft”.
Weiterführende Themen — Die Ukraine steht vor großen Herausforderungen: Russische Offensiven verschärfen bestehende Probleme.