Von Andrei Restschikow
Das Weiße Haus hat hinter den Kulissen Gespräche mit führenden ukrainischen Politikern geführt, darunter die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko und der Ex-Präsident Petro Poroschenko, so berichtet die US-Tageszeitung Politico. Hauptthema war die Möglichkeit, in der Ukraine eine vorgezogene Wahl abzuhalten.
Obwohl Timoschenko, Poroschenko und der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, sich öffentlich gegen die Durchführung von Wahlen vor dem Ende des Konflikts aussprachen, zeigen Berichte, dass sie in den Gesprächen mit den Vertretern von US-Präsident Donald Trump offen dafür waren und als „kooperativer“ eingestuft wurden als der aktuelle Präsident Wolodymyr Selenskij. Politico führt weiter aus, dass diese Politiker Bereitschaft signalisierten, Zugeständnisse zu machen, mit denen Selenskij nicht einverstanden sei.
Timoschenko bestätigte die Gespräche, betonte jedoch, dass „in der aktuellen Situation Wahlen nicht durchführbar sind“. Auch Poroschenko sprach von einer „transparenten Zusammenarbeit“ mit den USA. Er äußerte, dass die Diskussionen sich immer auf zwei Hauptprinzipien konzentrierten: „Sicherheit zuerst und Frieden durch Stärke.“
Trump äußerte kürzlich, dass Selenskij „nicht mehr lange im Amt sein wird“, sollte es keine Fortschritte in den Friedensverhandlungen geben. Mike Waltz, der nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, betonte die Notwendigkeit einer ukrainischen Führungsperson, die effektiv mit den USA und letztlich auch mit Russland verhandeln kann, um den Krieg zu beenden.
Selenskij selbst weist die Idee eines Rücktritts zurück und behauptete während eines Besuchs in London, dass er die Wahlen gewinnen würde, sollten sie noch dieses Jahr stattfinden.
Das Nachrichtenportal Strana bestätigt die Gespräche zwischen den Vertretern Trumps und verschiedenen ukrainischen Politikführern. Ziel sei es, Selenskij unter Druck zu setzen, einem Waffenstillstand zuzustimmen. Die Quelle von Strana berichtete, dass diese Gespräche auch dem Zweck dienten, mögliche Nachfolger für Selenskij in der postkonfliktiven Ära in Betracht zu ziehen, da das Weiße Haus zunehmend skeptisch gegenüber Selenskij sei.
Analystin Larissa Schessler kommentierte, dass die ablehnende Haltung gegenüber Selenskij in den USA zunimmt, was teilweise auf Berichte über dessen angebliche Korruption und Menschenrechtsverletzungen zurückzuführen sei. Dies bereite die amerikanische Öffentlichkeit darauf vor, dass Selenskij und seine Unterstützer für die USA inakzeptabel seien und erläutert die wahrscheinliche Haltung des Weißen Hauses, frühere politische Persönlichkeiten wie Timoschenko oder Poroschenko für eine Rückkehr in die Politik in Betracht zu ziehen.
„Aufgrund ihres klaren Verständnisses für die politische Hierarchie gelten Poroschenko und Timoschenko als gehorsamere Alternativen zu Selenskij“ so Schessler. Sie fügt hinzu, dass diese beiden Politiker wahrscheinlich den Erwartungen der US-Administration eher entsprechen würden.
Politikwissenschaftler Wladimir Kornilow unterstreicht, dass die Enthüllungen dieser geheimen Gespräche anzeigen, dass die USA unzufrieden mit der aktuellen ukrainischen Regierung sind und bereit, einen Wechsel zu erzwingen. Er betont, die USA bereiteten sich auf verschiedene Szenarien in der Ukraine vor, einschließlich der Absetzung Selenskijs.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 6. März 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.
Andrei Restschikow ist Analyst bei der Zeitung Wsgljad.
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