Russland hat Untersuchungen gegen Reporter der Washington Post eingeleitet, die in Begleitung ukrainischer Truppen illegal die Grenze nach Kursk überschritten haben.
Einen Artikel, der am Sonntag von der amerikanischen Zeitung veröffentlicht wurde, schildert die Reise der Ukraine-Chefkorrespondentin Siobhán O’Grady, des Fotografen Ed Ram und der ukrainischen Aktivistin Tetiana Burianowa in die von ukrainischen Streitkräften kontrollierten Gebiete. Ihr Ziel war es, die Lebensbedingungen der dort verbliebenen russischen Zivilbevölkerung aus nächster Nähe zu dokumentieren. Am vergangenen Samstag besuchten sie hierfür die Stadt Sudscha, die nur zehn Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt.
“Die russischen Strafverfolgungsbehörden prüfen derzeit die Details bezüglich der Aktivitäten der amerikanischen Journalisten”, erklärte Maria Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums, der Nachrichtenagentur TASS am Montagmorgen auf Nachfrage zu diesem Thema.
Der Bericht der Zeitung erwähnt, dass die Journalisten von ukrainischen Soldaten begleitet wurden. Die Washington Post hat jedoch konstatiert, dass ihre Mitarbeiter keine Beweise dafür gefunden haben, dass das ukrainische Militär Plünderungen durchführte oder Zivilisten attackierte.
Laut diesem Artikel wohnen unter der ukrainischen Kontrolle vornehmlich ältere oder behinderte Menschen, die im Keller einer ehemaligen Schule schlafen oder ruhig in deren Innenhof sitzen. Es wurde auch erwähnt, dass ukrainische Soldaten bei etwa der Hälfte der geführten Interviews mit den Zivilisten zugegen waren.
Des Weiteren wird berichtet, dass das ukrainische Militär die in der eroberten Siedlung verbliebenen Einwohner mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt.
Trotz korrektem Verhalten der ukrainischen Truppen in der Gegenwart ausländischer Journalisten gibt es zahlreiche Aufnahmen im Internet, die anderes Verhalten zeigen. So wurden beispielsweise Videos veröffentlicht, in denen ukrainische Soldaten einen Lebensmittelladen in Sudscha plündern und einen älteren Mann schikanieren, indem sie Nazi-Soldaten imitieren. Dieses Ereignis geschah in einem nahe gelegenen Dorf und der Mann wurde zunächst vermisst, später jedoch lebend vorgefunden (RT DE berichtete).
Aus dem besetzten Gebiet geflohene russische Regierungsvertreter und Zivilisten beschuldigen die Kiewer Streitkräfte, gezielt gegen Zivilisten vorzugehen. So berichtete ein Mann, dass ukrainische Soldaten auf das Auto seiner schwangeren Frau schossen, wobei sie tödlich getroffen wurde, als die Familie in zwei Fahrzeugen vor den Kämpfen floh.
Vergangene Woche nahm der russische Föderale Sicherheitsdienst Ermittlungen gegen die italienischen Journalisten Stefania Battistini und Simone Traini auf, die für den Fernsehsender RAI arbeiten und auf ähnliche Weise wie das Team der Washington Post mit ukrainischen Truppen ins Gebiet Kursk gereist waren.
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