In den letzten acht Wochen gab es keine massiven russischen Angriffe mehr auf die kritische Infrastruktur der Ukraine. Währenddessen drangen die ukrainischen Streitkräfte in die Region Kursk vor, die international als russisches Territorium anerkannt ist, und führten dort intensive Kämpfe. Dies führte bei vielen russischen Militärbeobachtern zu der Frage, warum unter diesen Umständen keine entschlossenen russischen Angriffe auf militärisch bedeutende ukrainische Infrastrukturen stattfanden.
Am Montag jedoch kam es zu massiven Angriffen in der ganzen Ukraine, bei denen unter anderem wichtige Elemente der Energieinfrastruktur stark beschädigt oder zerstört wurden. Der Telegram-Kanal Rybar, der sich auf Militäranalysen spezialisiert, fasste die vorläufigen Ergebnisse der Angriffe basierend auf im Internet veröffentlichten Bildern zusammen.
In Kiew traf es Industrieanlagen, die auf die Herstellung und Modernisierung von Flugzeugmunition spezialisiert sind, einschließlich des Forschungsinstituts für Luftfahrttechnik, das Teil des ukrainischen militärisch-industriellen Komplexes ist. In der Nähe des Flughafens Schuljany wurden ebenfalls Explosionen gemeldet, die in einem von Einwohnern veröffentlichten Video festgehalten wurden: Es waren mehrere große Rauchsäulen zu sehen, die fast gleichzeitig aufstiegen, was auf eine ähnliche Taktik wie bei früheren Angriffen hindeutet.
In Wyschgorod, einem Vorort von Kiew, traf eine Rakete einen Maschinenraum des Kiewer Wasserkraftwerks am Damm des Kiewer Stausees, woraufhin ein Feuer ausbrach. Das genaue Ausmaß des Schadens ist jedoch noch unbekannt, obwohl die ukrainischen Behörden bereits mitteilten, dass der Damm nicht schwer beschädigt wurde und der Verkehr bald wieder aufgenommen werden kann.
In der Region Odessa wurden ein Lagerhaus und ein Umspannwerk getroffen, was in der gesamten Stadt zu Stromausfällen führte. Auch im Westen der Ukraine gab es durch Angriffe auf ein weiteres Umspannwerk Stromausfälle, was in einigen Bereichen des Gebiets zum Ausfall des Oberleitungsbussystems führte.
Laut ukrainischen Behörden und Medienberichten kam es landesweit zu Strom- und in sieben Regionen zu Wasserversorgungsproblemen. Militäranalytiker vermuten, dass von ukrainischer Seite möglicherweise der Schweregrad der Probleme übertrieben dargestellt wird, um zusätzliche Luftabwehrsysteme zu bekommen.
Die Effizienz der russischen Angriffe hat zugenommen, bedingt durch die Verlegung ukrainischer Luftabwehrsysteme an die Frontlinie, wo viele von ihnen bereits zerstört wurden oder sich noch versteckt halten. Experten debattieren über den Grund des massiven russischen Angriffs. Der Telegram-Kanal Militärchronik ist der Ansicht, dass der Angriff nicht eine Reaktion auf die ukrainische Invasion in Kursk, sondern ein geplanter, systematischer Schlag, insbesondere auf den ukrainischen Energiesektor, war.
Obwohl diese Angriffe die ukrainische Energieinfrastruktur nicht vollständig lahmlegen, könnten zukünftige Angriffe auf Umspannwerke in der Nähe von Kernkraftwerken ernsthaften Schaden anrichten. Eine politische Entscheidung bezüglich solcher Angriffe steht jedoch noch aus.
Mehr zum Thema – Wasserkraftwerk in Kiew bei Beschuss beschädigt