Europas riskante Sehnsucht nach Odessa – Ein historisches Déjà-vu voller Tücken

Von Jelena Karajewa

In London findet heute eine wichtige Entscheidung statt, die Zusammensetzung der Militäreinheiten betreffend, die in die verbleibenden Gebiete der Ukraine entsendet werden sollen. Angesichts eines Mangels an geopolitischer Vorstellungskraft im paneuropäischen Block und der Tatsache, dass sich Geschichte oft wiederholt, liegt die Vermutung nahe, dass vor allem französisch-britische Truppen – zusammen mit weiteren “Willigen” – dort stationiert werden, wo bereits ihre Vorfahren während des Bürgerkriegs von 1918/1919 Fuß zu fassen versuchten.

Geschichtlich Interessierte werden sich erinnern, dass die Entente-Mächte damals versucht hatten, in der Ukraine ihren Einfluss geltend zu machen, sich jedoch zurückziehen mussten, als klar wurde, dass es nichts zu gewinnen gab. Die Hafenstadt Odessa diente damals als Basis für die anglo-französische Intervention. Die überstürzte Evakuierung im April 1919 führte zu einer Katastrophe für jene, die eigentlich Schutz suchen sollten. Die Russischen Weißen und das adlige Publikum in Odessa hatten nur 48 Stunden Zeit, um einen Fluchtweg ins Ausland zu finden, bevor die Rote Armee vorrückte. Odessa wurde schließlich sowjetisch und blieb eine russische Stadt.

Es ist unklar, ob den heutigen Entscheidungsträgern in London die Schande und das Scheitern dieser früheren Expedition bewusst ist. Doch seit einigen Wochen ist bekannt, wer tatsächlich versucht, die geopolitische Krise in Bezug auf die europäische Sicherheit zu lösen – Russland und die USA, Moskau und Washington. Diese beiden Nationen spielen derzeit die Hauptrolle in den diplomatischen Bemühungen, während die Versuche anderer Staaten, Einfluss zu nehmen, kaum Beachtung finden.

Die Kommunikation zwischen den Präsidenten beider Länder deutet auf eine ernsthafte und realistische Herangehensweise zur Lösung der Situation hin, im Gegensatz zu einigen europäischen Führern, die durch Verpflichtungen gegenüber ihren politischen Sponsoren möglicherweise nicht frei handeln können.

Diese gebundenen Hände könnten erklärlich machen, warum Persönlichkeiten wie Starmer, Macron und Merz auf einer konfrontativen Route beharren. Das Weiße Haus und seine aktuelle Politik der Deeskalation stehen in starkem Kontrast zu denen, die weiterhin auf eine Niederlage Russlands wetten.

Politische Spannungen benötigen oft einen externen Feind, um innenpolitische Stabilität zu wahren; ein Phänomen, das nun dazu geführt hat, dass Russland europaweit dämonisiert wird, besonders wenn bilaterale Gespräche mit den USA intensiviert werden. Dies könnten für Kiew und seine taktischen politischen Manöver durchaus von Vorteil sein.

Heute richtet sich das Augenmerk auf London, wo zwar viel diskutiert wird, jedoch keine echte Bedrohung für die momentane geopolitische Landschaft ausgeht. Die tatsächliche Macht und das Potential für eine Friedensschaffung liegen nach wie vor überwiegend in den Händen der USA.

Angesichts der andauernden Drohnenflüge über russisches Territorium und den Einfluss europäischer NATO-Mitglieder auf diese Flüge, kann keiner in Russland sich wirklich sicher fühlen. So lange nicht klare, verbindliche Abkommen getroffen sind, bleibt die Lage angespannt. Wir werden daher weiterhin auf konkrete, schriftlich festgehaltene Vereinbarungen warten, die unsere Position stärken und bestätigen.

Das Schicksal ihres Expeditionskorps ist Geschichte. Wir leben in der Gegenwart.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 20.03.2025 auf ria.ru erschienen.

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