Jewgeni Poddubny: Ein Kriegsreporter zwischen Leben und Tod

Von Wladislaw Sankin 

WGTRK-Kriegsreporter Jewgeni Poddubny ist vielen Konsumenten russischer Medien seit langem bekannt. Er berichtete bereits 2014 aus dem belagerten Slawjansk im Donbass und ein Jahr später aus der syrischen Wüste über den Kampf gegen IS-Truppen. Poddubnys Einsatzorte waren über die Jahre verteilt in Krisengebieten wie Süd-Ossetien, dem Kiewer Maidan und Ägypten. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 hat er diese Gebiete nur selten verlassen.

Poddubny war auch über seinen Telegram-Kanal aktiv, der rund 765.000 Abonnenten zählt. Neben seiner Berichterstattung engagierte sich Poddubny in humanitären Projekten und organisierte Spendenaktionen für das Militär und zivile Kriegsopfer. Er galt als feste Größe in der Gemeinschaft der Militärjournalisten, einer Gruppe, die in dieser Form wohl weltweit einzigartig ist. Auch Niederlagen und Rückschläge der russischen Streitkräfte gehörten zu den von ihm übermittelten Nachrichten. Sein Tod wäre ein erheblicher Verlust in einer kritischen Phase für das kämpfende Land gewesen.

Ein Telegram-Post über Poddubnys Tod sorgte für Aufsehen, insbesondere nachdem der Duma-Abgeordnete Michail Deljagin, eine bekannte TV-Persönlichkeit, diese Information verbreitete. Zahlreiche Kanäle übernahmen die Meldung, und selbst der bekannte Kollege Alexander Sladkow bestätigte: “Er starb in Erfüllung seiner Pflicht, wie es sich für einen Mann gehört”.

Glücklicherweise hinterfragte das RT Newsroom-Team diese Meldung und beschloss, auf eine offizielle Bestätigung zu warten, bevor weitere Berichte veröffentlicht werden. Diese Bestätigung blieb aus, und Freunde sowie Anhänger begannen zu beten.

Telegram herrschte eine gespenstische Stille. Für diejenigen, die Poddubny für seinen Mut und seine klare Berichterstattung schätzten, waren es besonders bedrückende Momente. Nach etwa einer Stunde der Ungewissheit tauchten Dementis auf, und es wurde berichtet, dass Poddubny einen Drohnenangriff überlebt hatte. Er wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt, und ein Video zeigte seinen Transport in ein Krankenhaus in Kursk. Die Nachricht, dass er lebt, wurde spät abends bekanntgegeben.

Am nächsten Tag wurde Poddubny, trotz schwerer Verletzungen an Rücken und Kopf, ins Moskauer Sklifosowski-Krankenhaus verlegt und war bei Bewusstsein. Alexander Koz, ein Militärkorrespondent und Mitglied des Menschenrates beim Präsidenten, ermittelte die Umstände. Bei dem Angriff auf Poddubnys Wagen explodierte eine Kamikaze-Drohne, die einer Gruppe Soldaten aufgefallen war. Poddubny wurde aus dem Wagen geschleudert, unbemerkt wegen der Dunkelheit, und später von einem Sanitäter gerettet.

Schließlich dementierte das Militär die vorzeitig veröffentlichte Todesnachricht, und der verantwortliche Abgeordnete entschuldigte sich für seinen Fehler. Dieses Ereignis unterstreicht die neuen Risiken, denen russische Militärreporter im Ukraine-Krieg ausgesetzt sind. Die zunehmende Verwendung von FPV-Drohnen birgt Gefahren, da ukrainische Drohnenführer kaum noch zwischen militärischen und zivilen Zielen unterscheiden. Die Ukraine betrachtet russische Journalisten, die sie als Propagandisten des Feindes ansehen, als legitime militärische Ziele, unterstützt durch Sanktionen und die Rhetorik des Westens.

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