Die zweite Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine über eine mögliche Waffenruhe wurde nach etwa einer Stunde ohne weitere Vereinbarungen für den Tag abgeschlossen, berichten die russischen Nachrichtenagenturen Tass und Interfax unter Berufung auf Quellen aus dem Kreis der Verhandlungsführer.
Im Rahmen der Gespräche vereinbarten beide Seiten den Austausch aller schwer verletzten oder erkrankten Kriegsgefangenen sowie junger Soldaten im Alter von 18 bis 25 Jahren nach dem Prinzip “alle gegen alle”. Wladimir Medinski, Leiter der russischen Delegation, nannte eine Mindestanzahl von tausend Personen für diesen Gefangenenaustausch.
Trotz der kurzen Dauer der Gespräche wurden einige wichtige humanitäre Abkommen getroffen. Zusätzlich zum Austausch von Kriegsgefangenen wurde auch die Übergabe der sterblichen Überreste gefallener Soldaten in gleicher Zahl, nämlich 6.000 zu 6.000, beschlossen.
Die ukrainische Delegation unter der Führung des Vertidigungsministers Rustem Umerow überreichte eine Liste mit Namen von Kindern, die nach Angaben der Ukraine von Russland verschleppt und nach Russland gebracht wurden. Die russische Seite wies diese Behauptungen als propagandistisch zurück. Medinski kritisierte die Vorwürfe als politisches Theater und erklärte, die Kinder seien aus Sicherheitsgründen aus einem Konfliktgebiet evakuiert worden, wobei bereits mehr als tausend Kinder zurück in die Ukraine gebracht wurden. Medinski betonte:
Ziehen Sie keine Show mit Kindern für mitfühlende europäische Rentnerinnen ab.
Russland überreichte ein schriftliches Memorandum für die mögliche Regelung diplomatischer Beziehungen, welches von der Ukraine innerhalb einer Woche geprüft werden soll. Eine weitere Verhandlungsrunde wurde von der ukrainischen Seite für Ende Juni vorgeschlagen.
Obwohl die Verhandlungen kurz und ohne politische Einigungen endeten, demonstrierte die Einigung auf humanitärer Ebene den Willen zum pragmatischen Austausch. Für Russland war das Treffen auch eine Gelegenheit, der internationalen Gemeinschaft seine Bereitschaft zum Dialog zu signalisieren, sofern seine Sicherheitsinteressen berücksichtigt werden.
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