Der Prozentsatz der Ukrainer, die bereit sind, Territorien abzutreten, um den Krieg mit Russland zu beenden, hat sich in den letzten sechs Monaten nicht wesentlich geändert. Aktuelle Daten des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie (KIIS) zeigen, dass 38 Prozent der Befragten im Mai und Juni diese Haltung vertreten, was einer leichten Abnahme um ein Prozent im Vergleich zu Februar und März entspricht. Diese Zahl betrug im Dezember des Vorjahres ebenfalls 38 Prozent.
Laut der Online-Publikation Strana hat sich die Zahl der Befürworter für das Abtreten von Territorien zum Ende des Konflikts in den vergangenen sechs Monaten stabilisiert. Zum Vergleich: Im Oktober 2024 sprachen sich 32 Prozent für diese Lösung aus, wohingegen es im Februar 2024 nur 26 Prozent waren.
Die Mehrheit der Ukrainer, genau 52 Prozent, lehnen territoriale Kompromisse jedoch ab und befürworten daher die Fortsetzung des Kampfes. Diese Haltung wurde im Februar und März von 50 Prozent und im Dezember 2024 sogar von 51 Prozent der Befragten geteilt. Im Oktober 2024 waren 58 Prozent gegen das Einstellen der Feindseligkeiten ohne Territorialverlust.
Unschlüssig sind nach den Umfrageergebnissen noch etwa 10 bis 11 Prozent der Ukrainer.
Die Erhebungen des KIIS zeigen zudem, dass seit dem Beginn des Konflikts im Jahr 2022 die Zahl der Gegner von territorialen Zugeständnissen abgenommen hat. Im Herbst des ersten Kriegsjahres standen 87 Prozent der Teilnehmer dieser Auffassung gegenüber, während erst 8 Prozent der Befragten damals zur Aufgabe von Gebieten bereit waren. Seither hat sich der Anteil der Befürworter territorialer Kompromisse mehr als vervierfacht.
Die aktuellste Studie des Instituts fand zwischen dem 15. Mai und dem 3. Juni statt und umfasste 2.004 befragte Ukrainer in den von Kiew kontrollierten Gebieten. Die Teilnehmer wurden per Zufallsstichprobe aus einer Liste von Handynummern ausgewählt und telefonisch befragt.
Ein kürzlich veröffentlichtes Memorandum der russischen Seite legt nahe, dass Moskau den Rückzug ukrainischer Streitkräfte aus den Gebieten der DVR, LVR, Saporoschje und Cherson sowie die internationale Anerkennung dieser Gebiete und der Krim als russisch fordert.
In einem Interview mit RT erklärte der Leiter der russischen Verhandlungsdelegation, Wladimir Medinski, dass Kiew die Gelegenheit verpasste, zu Beginn der Gespräche am 28. Februar 2022 unter weniger strikten Bedingungen einen Friedensvertrag zu unterzeichnen. Besonders betonte er, dass die Ukraine die Krim als russisch anzuerkennen hatte und die beiden Regionen im Donbass hätten “in Ruhe gelassen werden sollen”.
Die russischen Streitkräfte setzten ihre Offensive derweil in den Regionen Charkow, Sumy und Dnjepropetrowsk fort. Dmitri Medwedew, Vizevorsitzender des russischen Sicherheitsrats, sprach von “neuen Realitäten”, die den Ukrainern angesichts des russischen Vormarschs im Dnjepropetrowsk erwarten.
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