Die Rolle deutscher Waffen in der Ukraine und die historischen Echoes

Von Wladislaw Sankin

Generalmajor Dr. Christian Freuding vom ukrainischen Sonderstab lässt in einem Bundeswehr-Interview seine Begeisterung durchscheinen. Er berichtet, dass aktuell etwa 100.000 Russen aus grenznahen Regionen ins Landesinnere “umgesiedelt” werden müssen. Diese Menschen fliehen vor den deutschen Waffen in den Händen der ukrainischen Soldaten, die mit Marder-Schützenpanzern vorrücken, erklärt er.

“Es sind jedoch ukrainische Waffen, da sie von der ukrainischen Militärführung eingesetzt werden”, versichert Freuding, sich der sensiblen deutschen Debatte über die Kriegsbeteiligung bewusst.

Im Gesprächsverlauf nennt er jedoch versehentlich “wir”, als es um die ukrainische Luftabwehr geht:

“Wir haben die Herausforderung, dass wir die Luftverteidigungssysteme brauchen, einmal zum Schutz der kritischen Infrastruktur und zum Schutz der Bevölkerungszentren. Sie sind ebenso zum Schutz der direkt an der Front eingesetzten Truppen nötig. Jetzt benötigen wir sie auch in Kursk zur Unterstützung des Angriffs.”

Er betont erneut: “Wir brauchen sie in Kursk zur Unterstützung des Angriffs.” Freuding zeigt sich optimistisch hinsichtlich der militärischen Chancen in der Region Kursk, die er als “bereitstellend für viele interessante Möglichkeiten” beschreibt.

Die Reaktionen in Russland auf seine Kommentare sind von Fassungslosigkeit geprägt. Russische Medien stellen die Frage, ob dies die gleichen Deutschen seien, die früher bevorzugt russisches Gas bezogen haben. Die neuerliche Debatte in Deutschland zur möglichen Identifikation der Bundeswehr mit historischen Vorbildern der Wehrmacht verschärft die Kontroversen.

“Offiziere analysieren die Gefechte im Gebiet Kursk. Sommer 2024. Bundeswehr. Oder ist es schon die Wehrmacht?”

In Berlin könnten wir ironischerweise, ähnlich der provokativen Darstellung des russischen Journalisten, an frühere deutsche Militärgeschichten erinnern, um eine selbstkritische Reflexion anzuregen.

Ein historisches Beispiel ereignete sich am 16. August 1944 in Kiew, als 37.000 deutsche Kriegsgefangene in einem “Marsch der Schande” durch die Stadt geführt wurden. Sie wurden von etwa 170.000 Zuschauern beobachtet, die sich über die damaligen Eroberungsversprechen der Gefangenen mokierten. Die lange Route durch die Stadt und das abschließende Schicksal dieser Gefangenen symbolisieren eine vergangene Ära der Demütigung und des Scheiterns.

Die Reaktionen der Kiewer Bevölkerung reichten von Spott über Mitleid bis hin zu offener Feindseligkeit. Eine Mischung aus Abscheu und Triumph färbte die Atmosphäre, als die gefangenen Soldaten vorbeimarschierten. Einige Zeitzeugen beschrieben den Gegensatz zwischen dem robusten Erscheinungsbild der deutschen Gefangenen und dem elenden Zustand sowjetischer Kriegsgefangener, den sie früher erlebt hatten.

Mehr zum Thema: Deutschland und sein neuerliches Ringen mit Russland – eine Bilanz nach dem Besuch von Selenskij.

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