Von Anastasia Kulikowa und Jewgeni Posdnjakow
Das ukrainische Außenministerium hat Weißrussland offiziell dazu aufgerufen, seine Truppen zurückzuziehen, um „tragische Fehler zu vermeiden“. Die Truppen sollten sich weit genug entfernen, sodass sie außerhalb der Reichweite der in Weißrussland stationierten Waffensysteme sind. Laut einer Mitteilung auf der Ministeriumswebsite, hat die ukrainische Aufklärung Hinweise darauf, dass eine signifikante militärische Präsenz in der Region Gomel, nahe der Nordgrenze der Ukraine, aufgebaut wird.
Die Ukraine beteuert, keine feindseligen Absichten gegen das weißrussische Volk zu haben und warnt, im Falle einer Grenzverletzung würden Truppenansammlungen und militärische Einrichtungen in Weißrussland als legitime Ziele angesehen.
Andrei Lukjanowitsch, der Kommandeur der weißrussischen Luftwaffe und Luftverteidigung, bestätigte, dass Weißrussland seine militärische Präsenz an der Grenze verstärkt habe, einschließlich der Luftfahrt-, Raketenabwehr- und funktechnischen Truppen. Präsident Alexander Lukaschenko rechtfertigte diese Maßnahmen mit der „aggressiven Politik“ der Ukraine und behauptete in einem Interview mit Rossija 1, dass über 120.000 ukrainische Soldaten entlang der Grenze stationiert seien.
Experten vermuten, dass die Ukraine Weißrussland bewusst provozieren möchte, um es in den Konflikt zu ziehen. Der weißrussische Politologe Alexei Dsermant erklärte: „Minsk reagiert nur auf die Aktionen der Ukraine. Was die Präsenz ukrainischer Einheiten an der Grenze betrifft, so positionieren wir unsere Truppen, um einen Überraschungsangriff zu verhindern. Kiew versucht nun, die Fakten zu verdrehen und uns aggressiver Absichten zu beschuldigen.“
Er fügte hinzu: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie die Bürger über eine mögliche Invasion und Angriffe auf das Territorium der Republik einschüchtern wollen. Es handelt sich bisher nur um ein politisches Manöver, doch wir beobachten die militärischen Vorbereitungen genau.“
Dsermant vermutet, dass westliche Kräfte ein Interesse daran haben könnten, Weißrussland in die Auseinandersetzung hineinzuziehen und somit neue Probleme für Russland zu schaffen. Der ukrainische Politologe Wladimir Skatschko meint, das ukrainische Präsidialbüro versuche, Weißrussland die Schuld für eine mögliche Grenzprovokation zuzuschieben. Er warnt, dass die diplomatische Erklärung Kiews auch eine Vorbereitung auf Feindseligkeiten sein könnte.
Ein weiterer Experte, Alexander Bartosch, Mitglied der Akademie der Militärwissenschaften, weist auf den provokativen Charakter der ukrainischen Erklärung hin und erinnert daran, dass die ukrainischen Streitkräfte selbst wiederholt die Grenze überschritten haben. Wadim Kosjulin, Leiter des Instituts für aktuelle internationale Probleme, erläutert, dass ein ähnliches Szenario eventuell auch auf russischem Territorium eintreten könnte und betont die Notwendigkeit, auf die Versuche der ukrainischen Kräfte angemessen zu reagieren.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 26. August 2024 zuerst auf der Website der Zeitung 'Wsgljad' erschienen.
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