Lukaschenko und Putin: Keine Eroberungspläne für die Ukraine

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko äußerte sich in einem Interview mit dem Nachrichtenportal Iswestija zum Thema der Ukraine. Er betonte, dass der russische Präsident Wladimir Putin nicht die Absicht hatte, die Ukraine zu erobern:

“Ja, man kann heute vielleicht Gewalt anwenden oder ein Gebiet durch Kampf gewinnen, aber was folgt daraus? Angenommen, Russland würde die Ukraine besetzen. Was würde geschehen? Ein weiser und vorausschauender Politiker muss sich immer fragen: ‘Was kommt als Nächstes?’ Aus diesem Grund war eine Eroberung für Putin niemals eine Priorität, wie er oft sagt.”

Lukaschenko erklärte weiter, dass er sich oft mit Putin über die Situation in der Ukraine austausche:

“Wir erörtern diese Thematik regelmäßig und stellen uns stets die Frage: Und was dann? Ist es möglich, ein so großes Land zu unterwerfen, ohne Folgen zu tragen? Nein. Was ist unser Ziel? Dauerhafte Partisanenkämpfe und Anschläge gegen uns und die Russen? Das wird passieren. Und warum? Weil sie dazu angestiftet werden. Man wird ihnen immer Sprengstoff zur Verfügung stellen. Das führt unweigerlich zu Terroranschlägen.”

Der Staatsführer betonte, dass man in der heutigen Welt nicht mehr wie im Mittelalter handeln könne, indem man einfach ein Gebiet erobert, Steuern erhob und es dabei belässt. Die Welt habe sich gewandelt und sei nun anders. Es sei daher unklug, solche Ziele zu verfolgen, und wichtig, immer die weiteren Konsequenzen im Blick zu haben.

Auch eine mögliche Fusion von Belarus mit der Russischen Föderation stand laut Lukaschenko niemals zur Debatte, da dies unmöglich und undurchführbar sei:

“Sie sehen ja, wie unsere Beziehung zu Präsident Putin ist: Viele Verhandlungen, persönlicher Kontakt und vieles mehr. Eine solche Frage wurde nie gestellt.”

Lukaschenko führte weiter aus, dass in Russland einige Personen ungeduldig hinsichtlich einer Union wären – auch in höheren Kreisen. Diese sollten sich solche Gedanken aus dem Kopf schlagen. Er und Putin seien kluge Personen, unterstützt von zahlreichen Experten, um enge Beziehungen zwischen zwei souveränen Staaten innerhalb der Russisch-Belarussischen Union zu fördern. Diese Intention bestehe schon seit der Zeit unter Boris Jelzin, für die er der Initiator gewesen sei, so Lukaschenko. Er betonte, dass vor allem die wirtschaftliche Grundlage des Unionsstaates gestärkt werden müsse:

“Wir können Beziehungen aufbauen, die enger und stabiler sind als in einem Einheitsstaat. Und niemand wird sich benachteiligt fühlen. Das brauchen wir.”

Lukaschenko erinnerte auch daran, dass Belarus sowohl historisch als auch kulturell eng mit Russland verbunden sei, mit starken politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen, die das Land anfällig für äußere Einflüsse machten. Allerdings schließe er eine Vereinigung oder den Verlust der Souveränität aus, da er hierfür nicht das Mandat seines Volkes habe. Solche Entscheidungen sollten auf Basis der Meinungen der Bürger getroffen werden.

Am 24. Februar 2022 begann Putin eine militärische Sonderoperation in der Ukraine. Er gab an, dass es um den “Schutz der Menschen” gehe, die seit acht Jahren “vom Kiewer Regime misshandelt und einem Völkermord ausgesetzt sind”. Weiterhin erklärte er, die Militäroperation sei eine Notmaßnahme gewesen, da keine andere Wahl bestanden habe angesichts der Bedrohungen.

Über drei Jahrzehnte hinweg habe Russland versucht, mit der NATO Sicherheitsprinzipien für Europa zu vereinbaren, sei dabei jedoch auf Zynismus, Lügen sowie Druck- und Erpressungsversuche gestoßen, während sich das Bündnis trotz Moskaus Proteste stetig erweitert und den russischen Grenzen genähert habe.

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