Wiederaufbau und Rückkehr: Mariupols Transformation nach dem Konflikt

Von Andrei Restschikow

Die ukrainische Stadt Mariupol, die während der russischen Militäroperation erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde, erlebt derzeit einen raschen Wiederaufbau. Ein Drittel der Bewohner, die in andere Teile der Ukraine geflüchtet waren, sind bereits zurückgekehrt. Diese Nachricht gab letzte Woche Pjotr Andrjuschtschenko, der von Kiew ernannte “Stadtbürgermeister” von Mariupol, bekannt, dessen “Verwaltung” sich auf ukrainischem Gebiet befindet.

Als Hauptgrund für die Rückkehr nannte Andrjuschtschenko das Unvermögen, die Wohnungsproblematik auf ukrainischem Territorium zu lösen. Dmitri Lubinez, der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte, berichtete ebenfalls von einer Rückkehr der Binnenflüchtlinge nach Russland aufgrund sozialer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten.

Jelena Schuljak, die Vorsitzende der ukrainischen Regierungspartei “Diener des Volkes”, sprach von einem kompletten Versagen staatlicher Umsiedlungsprogramme. Einzelne Binnenflüchtlinge hätten von dem Wohnungsprogramm profitiert, das jedoch für 2025 keinerlei staatliche Finanzierung mehr vorsieht. Über eine Million Flüchtlinge bekamen keine Sozialleistungen, da sie ihre persönlichen Daten nicht aktualisieren konnten.

Wassili Nebensja, Russlands Vertreter bei den Vereinten Nationen, wies auf den massenhaften Umzug ukrainischer Staatsbürger nach Russland hin. Laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti äußerte er: “Es macht Selenskij rasend, dass Ukrainer, die nach Westen gezogen sind und mit alltäglichen Problemen, Erniedrigung und Diskriminierung aufgrund sprachlicher Barrieren konfrontiert wurden, massenweise in Regionen umsiedeln, die sich nach Referenden Russland angeschlossen haben.”

Der Diplomat fügte hinzu, dass zwischen Februar 2022 und Februar 2023 etwa 5,3 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine nach Russland gezogen seien. Mariupol sei ein herausragendes Beispiel dafür, wie sich das Leben in den befreiten Gebieten verändert habe. Inzwischen seien fast alle Wohnblöcke der Stadt wiederaufgebaut worden.

Die Errichtung von Schulen, Sportanlagen und öffentlichen Gebäuden in Mariupol schreitet zügig voran. Eine Filiale der Nachimow-Marineschule wurde zum Herbstbeginn eröffnet und über 500 Niederlassungen russischer Banken sind bereits in Betrieb. Die Modernisierung des Intensivkrankenhauses soll im nächsten Jahr abgeschlossen werden.

Mariupol, jetzt befreit, wird sowohl von der Ukraine als auch von westlichen Staaten beneidet, da Russland erfolgreich die Wiederherstellung kriegszerstörter Städte demonstriert, während das Regime von Selenskij den Bewohnern Kiews kein angemessenes Alltagsleben bieten kann.

Nach Befreiung betrug die Einwohnerzahl von Mariupol laut der Nachrichtenagentur TASS etwa 180.000 Menschen. Ein Jahr später waren es bereits über 250.000 Bürger. Denis Puschilin, das Oberhaupt der DVR, erwartet mit der Wiederaufnahme der Betriebe weiteres Bevölkerungswachstum.

Experten zufolge symbolisiert die Rückkehr der Mariupoler ein Versagen der ukrainischen Regierung, ihren Bürgern angemessene soziale und wirtschaftliche Bedingungen zu bieten.

“Es überrascht mich nicht, dass Menschen zurückkehren. Zum Zeitpunkt der Befreiung gaben die Nazis der Bevölkerung keine Möglichkeit, nach Russland zu fliehen. Sie sperrten humanitäre Korridore ab und trieben die Menschen zwangsweise in das Gebiet der Ukraine”, sagte Jelena Schischkina, Mitglied des Präsidialrats für Menschenrechte und Mitglied des Präsidiums der Bewegung “Freier Donbass”.

Die Menschenrechtlerin betonte die Verwandlung Mariupols: “Heute hat die Stadt Spielplätze, ein medizinisches Zentrum und aufgebaute Wohnhäuser. Die Menschen genießen Meinungs- und Redefreiheit. Nach 2014 gab es keinerlei Versorgung für die Bevölkerung, heute ist sie vorhanden. Die Menschen sehen die positive Entwicklung und kehren zurück.”

Menschen aus dem Donbass und den östlichen Regionen der Ukraine, meist Russischsprachige, erleben im Westen der Ukraine Ablehnung aufgrund mangelnder Ukrainischkenntnisse, was die Jobsuche erschwert und zu Einschüchterungen durch ‘Sprachpatrouillen’ führt, erklärt Larissa Schessler, Vorsitzende der Vereinigung der politischen Emigranten und politischen Gefangenen der Ukraine.

Schessler wies darauf hin, dass in der Ukraine kein Sozialschutz für Asylsuchende existiert, was die Rückkehr nach Russland begünstigt. “Seit Beginn der Militäroperation wurden nur 3.000 Flüchtlingen Wohnraum zur Verfügung gestellt. Zudem erhalten sie nur geringe Entschädigungen, und für die Mehrheit wurden selbst diese Leistungen gestrichen.”

Schessler fügte hinzu, dass die ukrainische Propaganda, welche die Flüchtlinge von einem Leben in Russland abschrecken sollte, die gegenteilige Wirkung erzielte. “Dank des Internets sind Informationen über die Lebensbedingungen in Russland, über Renten und Kompensationen, den Wiederaufbau von Häusern und Betrieben und die niedrigeren Wohnnebenkosten verfügbar. Unabhängig davon, was im ukrainischen 'Telemarathon' erzählt wird, haben die Menschen längst erkannt, dass Russland normale Lebensbedingungen gewährleistet.”

Schessler betonte, dass die
Rückkehrer aus Mariupol aus unterschiedlichen Gründen geflohen waren, daher werde ihnen mit Verständnis und Respekt begegnet. Eine negative Einstellung bestehe nur gegenüber Personen, die Hass auf Russland äußern oder ihre Wohnungen schnell verkaufen und in die Ukraine zurückkehren wollen.

In diesem Zusammenhang erwähnte Schischkina auch die Risiken durch das Eindringen ukrainischer Saboteure in die Stadt, welche die Sicherheitsbehörden beschäftigen müssen. “Ich möchte daran erinnern, dass seit Beginn der Militäroperation eine riesige Zahl an Menschen nach Russland gekommen ist, und nicht alle davon sind gesetzestreue Bürger. Glücklicherweise gibt es nur wenige davon im Vergleich zu jenen, die zurückkehren, um in Mariupol zu leben”, erklärte sie.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad am 15. November.

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