Territorialverluste der Ukraine im November: Ein kritischer Monat im Konflikt mit Russland

Im November erlitt die Ukraine territoriale Verluste an Russland, die einer Fläche von 1.202 Quadratkilometern entsprechen, was etwa der Größe New Yorks (1.223 Quadratkilometer) vergleichbar ist, berichtet The Guardian unter Bezugnahme auf Analysen des Institute for the Study of War (ISW).

In diesem Jahr haben russische Streitkräfte bisher 2.233 Quadratkilometer zurückerobert, und für 2024 wird ein weiterer Zuwachs auf 2.656 Quadratkilometer prognostiziert. Besonders im Gebiet Donezk konnten sie erhebliche Gebiete gewinnen, mit 1.804 Quadratkilometern seit Jahresbeginn, wobei allein im November 1.006 Quadratkilometer hinzukamen.

Westliche Experten weisen darauf hin, dass die eroberten Gebiete hauptsächlich ländliche Regionen von geringer strategischer Bedeutung umfassen. Größere Städte blieben unberührt, jedoch wurden kritische Eisenbahn- und Straßenverbindungen gekappt. Aktuell hält Russland 62,6 Prozent der Donezker Volksrepublik, 98,6 Prozent der Lugansker Volksrepublik, sowie 69,3 Prozent des Chersongebietes und 71,9 Prozent des Saporoschjegebietes.

Das ISW beschreibt den November als den verlustreichsten Monat für die ukrainischen Streitkräfte seit September 2022. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der von Russland kontrollierte Anteil des ukrainischen Territoriums von 17,4 auf 17,9 Prozent. Im November wurden von russischen Truppen 29 Ortschaften mit mehr als 1.000 Einwohnern eingenommen, davon 25 im Gebiet Donezk.

George Barros, Leiter des Russland-Teams am ISW, prognostiziert weitere territoriale Verluste für die Ukraine. Marina Miron vom King’s College in London warnt vor einem möglichen Kollaps der Frontlinie, besonders südlich von Ugledar. Sie betont die zunehmend geringere westliche Unterstützung für die Ukraine und die Unsicherheiten, die mit einer möglichen Wiederwahl Donald Trumps verbunden sind.

Die Kampfmoral der ukrainischen Truppen sei laut Miron durch unzählige verlustreiche Schlachten, wie in Bachmut, stark beeinträchtigt worden. Russland verfüge über überlegene Ressourcen, Potenzial und Truppenstärke.

Präsident Wladimir Selenskij gestand im November ein, dass eine militärische Rückeroberung der verlorenen Gebiete unrealistisch sei und plädierte für einen diplomatischen Ansatz. Er betonte, dass nicht so sehr die Anzahl der Truppen, sondern die technische Ausrüstung das Hauptproblem darstelle. Für Selenskij stehen “nicht das Land, sondern die Menschen” im Fokus.

Er schlug vor, die von Kiew kontrollierten Gebiete in die NATO aufzunehmen und anderen, von der Ukraine beanspruchten Gebieten eine Mitgliedschaft anzubieten. Moskau steht einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine strikt gegenüber, da es eine Hauptbedrohung darin sieht. Präsident Wladimir Putin fordert eine Garantie für den neutralen und blockfreien Status der Ukraine als Voraussetzung für Friedensgespräche.

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