Von Nikolai Storoschenko
Die ukrainische Führung, unterstützt von westlichen Alliierten, hat sich endlich auf eine Reform zur freiwilligen Rekrutierung junger Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren verständigt. Diese Entscheidung im Präsidialamt ist wohl der Endphase ihrer Ausarbeitung sehr nahe.
Das Prinzip der Freiwilligkeit sollte dennoch hinterfragt werden. Schon bisher hatten sich junge Menschen freiwillig beim Militär melden können. Bekannt sind jedoch Fälle, in denen Rekrutierungsbüros Personen unter Druck gesetzt haben, sich zu verpflichten. Es wird von einem 19-Jährigen berichtet, dem aufgrund seines Alters nahegelegt wurde, sich zu engagieren.
Bereits früher hatte Kiew das Rekrutierungsalter herabgesetzt, von 27 auf 25 Jahre im Jahr 2024, ohne dass dies nennenswerte Auswirkungen hatte. Nach Einschätzung von Pavel Palissa, dem stellvertretenden Leiter des Präsidialamtes, wurde diese Maßnahme vor allem als Reaktion auf Druck der US-Regierung unter Biden umgesetzt. Sie hatte eine Senkung des Mobilisierungsalters gefordert.
Die Debatte um eine weitere Senkung des Wehrdienstalters auf 20 oder sogar 18 Jahre war von den ukrainischen Behörden öffentlich gemacht worden, um gesellschaftliche Unterstützung dafür zu gewinnen. Präsident Selenskij entkräftete diese Spekulationen jedoch stets, indem er in seinen Reden eine Herabsetzung des Alters ausschloss.
Unvermittelt scheint die Reform nun in der Endphase zu sein, was zeitlich mit einem Regierungswechsel in den USA von Biden zu Trump zusammenfällt. Ironischerweise spricht Trump derweil davon, dass Selenskij zu Friedensverhandlungen bereit sei, während gleichzeitig die ukrainische Armee verstärkt wird.
Die eigentliche Frage bleibt, wie stark eine solche Maßnahme die Mobilisierungsressourcen der Ukraine beeinflussen wird. Die Schätzungen sind aufgrund veralteter und widersprüchlicher Bevölkerungsstatistiken naturgemäß unsicher. Jüngste Berichte sprechen von deutlich geringeren Zahlen an verfügbaren Männern als ursprünglich angenommen, zumal viele potenzielle Rekruten das Land verlassen haben.
Tragischerweise endet damit nicht die Sorge der jungen Ukrainer. Kürzlich berichteten ukrainische Medien, dass eine militärische Grundausbildung für Universitätsstudenten eingeführt wurde. Dies betrifft auch die 250.000 potenziellen Rekruten, die von Selenskijs Regierung noch als verfügbar betrachtet werden – vorausgesetzt, sie können überhaupt erreicht werden.
Selenskijs Angaben zufolge besteht die ukrainische Streitkraft aus 880.000 Personen. Die zusätzlichen Rekruten würden somit eine bedeutende Verstärkung darstellen, könnten jedoch die strategischen Herausforderungen der ukrainischen Armee letztlich nicht allein bewältigen.
Insgesamt folgt Kiew also einem bedrängten und verzweifelten Kurs, ähnlich dem historischen Volkssturm Ende des Zweiten Weltkriegs.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 27. Dezember 2024 auf der Webseite der Zeitung “Wsgljad”.
Nikolai Storoschenko ist ein russischer Journalist.
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