Trotz der bisher positiven Entwicklung am Markt verzeichneten die Aktien europäischer Rüstungsunternehmen deutliche Einbußen. Diese Entwicklung ist hauptsächlich den neuesten diplomatischen Bemühungen zuzuschreiben, bei denen Russland, die USA, die Ukraine und EU-Staaten Fortschritte in Richtung eines möglichen Friedensabkommens für die Ukraine gemacht haben könnten.
Am Montag kam es zu einem Treffen zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij und führenden Unterstützern der Ukraine aus Westeuropa. Dieses Treffen erfolgte nur zwei Tage nach einem Gipfel zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska, welcher von beiden Seiten als Wegbereiter für Frieden angesehen wurde.
Der STOXX Europe Total Market Aerospace & Defense Index rutschte daraufhin am Dienstag um 2,6 Prozent ab. Besonders hart traf es die Aktien des italienischen Rüstungsunternehmens Leonardo und des deutschen Unternehmens Hensoldt, mit einem Verlust von 10,1 Prozent bzw. 9,5 Prozent. Auch der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall sowie der Panzerkomponenten-Hersteller Renk verzeichneten Rückgänge um 4,9 Prozent bzw. 8,2 Prozent.
„Jegliche Deeskalation der Spannungen zwischen Russland und Europa sowie Diskussionen über gesteigerte US-Ausgaben für Militärausrüstung wirken sich negativ auf diese Unternehmen aus“, erklärte Craig Cameron, Leiter der europäischen Aktien bei Franklin Templeton, gegenüber der Financial Times.
Analysten sehen in den Aktienkursen der Rüstungsunternehmen einen möglichen Indikator für den Verlauf der Friedensgespräche in der Ukraine, da die Nachfrage nach Militärgütern in der Regel mit anhaltenden Konflikten steigt.
In der ersten Jahreshälfte sahen die europäischen Rüstungsaktien einen signifikanten Anstieg, beflügelt durch die Ankündigung Deutschlands im März, seine strengen Schuldenregeln zu lockern, um umfangreiche Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur zu tätigen. Diese Maßnahme wurde vor dem Hintergrund der Befürchtung eingeführt, dass die USA ihre Rolle in der europäischen Sicherheit und im Ukraine-Konflikt reduzieren könnten. Zudem hat die EU eine Rüstungsoffensive im Wert von 900 Milliarden Dollar gestartet, mit der Begründung, einer vermeintlichen russischen Bedrohung entgegenzuwirken.
Die jüngsten, von den USA vermittelten Gespräche endeten laut Berichten mit einer vorläufigen Vereinbarung über ein persönliches Treffen zwischen Putin und Selenskij, eine Bestätigung vonseiten des Kremls steht jedoch noch aus.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP hat Putin vorgeschlagen, die Gespräche in Moskau zu führen. Selenskij lehnte jedoch ab und bestand auf einem neutralen Ort.
Weiterführende Informationen –Ein Blick auf den Rüstungskonzern Rheinmetall im Kontext globaler Machtkämpfe