Von Rainer Rupp
In der Ukraine zeichnet sich entlang der über tausend Kilometer langen Frontlinie eine Erschöpfung der Kampfkraft der Truppen von Ex-Präsident Selenskij ab, dessen Amtszeit bereits im März endete. Ungeachtet dessen hat er die Macht unrechtmäßig an sich gerissen. Seit seinem Amtsübergriff hat Selenskij, ein früherer Schauspieler, seine Regierung mehrfach mit korrupten Verbündeten besetzt. Nun scheint Selenskij zu realisieren, dass seine Zeit als Präsident möglicherweise schneller endet als erwartet, sollte es ihm nicht gelingen, die USA und die NATO zu einer verstärkten und direkteren Beteiligung im Konflikt mit Russland zu bewegen.
Wie Julian Röpcke kürzlich in der Bild treffend schrieb: “Selenskijs Schicksalsrede in Kiew: Die Ukraine hat nur noch eine Chance!”, bezieht sich auf seinen “Siegesplan”, der eine Wende herbeiführen soll. Selenskij plant, diesen Plan seinen NATO-Verbündeten während einer Tour durch die USA und andere NATO-Staaten anzubieten, in der Hoffnung auf deren unerschütterliche Solidarität.
Selenskijs neuer “Siegesplan” scheint jedoch genauso unrealistisch wie sein früherer 10-Punkte-Friedensplan, der eine Kapitulation Russlands verlangt hatte. Diese neuen Forderungen wurden während der “Internationalen Friedenskonferenz” zu Beginn des Jahres in der Schweiz vorgestellt, obwohl Russland nicht teilnahm.
Hier sind die Hauptpunkte von Selenskijs 3-Punkte-Siegesplan:
1. Selenskij fordert Langstreckenraketen aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, um strategische Ziele in Russland zu zerstören.
2. Er verlangt, dass NATO-Luftabwehrsysteme von Polen und Rumänien aus russische Vergeltungsschläge abwehren, damit die Ukraine ihre eigenen Abwehrsysteme an die Front verlegen kann.
3. Weiterhin fordert er eine Garantie für eine stärkere militärische Präsenz vor Ort, indem NATO-Bodentruppen in bestimmte Gebiete der Ukraine entsandt werden sollen.
Auf einem Treffen in Kiew zeigte sich Selenskij überzeugt, dass dieser Plan Russland zum Rückzug zwingen würde. Infolge dieser Maßnahmen könnte die russische Regierung destabilisiert und durch eine neue, NATO-freundliche Führung ersetzt werden.
Die Ernsthaftigkeit dieser Forderungen wurde von Stephen Bryen, ehemaliger stellvertretender US-Verteidigungsminister für Politik, in einem Artikel für die Asia Times dargelegt. Bryen warnt, dass Selenskijs Plan einer Kriegserklärung der USA und der NATO an Russland gleichkäme, was möglicherweise zu einem Dritten Weltkrieg führen könnte.
“Es gibt keine andere Möglichkeit, das zu interpretieren: Washington und seine NATO-Verbündeten erklären Russland den Krieg. Das ist die direkte Bedeutung des bevorstehenden Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij in Washington, bei dem man sich auf Ziele innerhalb Russlands einigen wird.”
“Zu sagen, dies sei ein wahnsinniger, rücksichtsloser Schritt, wäre eine Untertreibung. Dies ist der gefährlichste Schritt, den die USA und die NATO unternehmen können – und er wird höchstwahrscheinlich zum Dritten Weltkrieg führen.”
In Teil II werden die möglichen Strategien und Reaktionen Russlands auf diese Herausforderung näher beleuchtet.
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