Eskalationsgefahren durch US/NATO-Eingriffe in der Ukraine aus russischer Perspektive

Von Rainer Rupp

Den ersten Teil dieser Analyse finden Sie hier.

Sollte es dazu kommen, dass Washington und London sich aktiv an Selenskijs militärischen Plänen beteiligen und von ukrainischem Boden aus mit Langstreckenraketen wichtige Ziele in Russlands Hinterland angreifen, wäre die umgehende Reaktion Russlands vorhersehbar. Höchstwahrscheinlich würde dies die Neutralisierung relevanter US-amerikanischer Satelliten umfassen, indem diese geblendet, aus ihrer Umlaufbahn geworfen oder zerstört werden. Zusätzlich würden US-Aufklärungsdrohnen über dem Schwarzen Meer vermutlich sofort abgeschossen werden, sollten sie noch auftauchen.

Dieses Vorgehen würde als erste Warnung fungieren und noch keine amerikanischen Soldatenleben fordern. Sollte die US/NATO darauf nicht reagieren und weiterhin Raketenangriffe durchführen, könnte, wie von Kremlnahen Quellen suggeriert, mit russischen Hyperschall-Langstreckenraketen auf Ziele in den USA, im Vereinigten Königreich, Frankreich und auf Ramstein in Deutschland gerechnet werden. Insbesondere Ramstein, weil von dort aus der US/NATO-Krieg in der Ukraine koordiniert wird.

In der Westukraine hat Russland bereits bewiesen, dass es zur Zerstörung einer tief liegenden Bunkeranlage, in der ukrainische und NATO-Generäle gemeinsam agierten, keine taktischen Atomwaffen benötigt; eine Hyperschallrakete mit konventionellem Sprengkopf reicht aus. Zudem sollten die NATO-Länder berücksichtigen, dass ihre vermeintlichen “Hochtechnologie-Waffen” keinen Schutz gegen diese Art von russischen Raketen bieten, da ihre Flugbahnen nicht vorhersehbar sind.

Laut New York Times haben besonnenere US-Berater bereits vor einer weiteren möglichen russischen Reaktion gewarnt, die über die Ukraine hinausgeht. Der Kreml könnte beispielsweise durch den Iran Gruppen wie die Huthi im Jemen oder die Hisbollah im Libanon mit fortschrittlichen Anti-Schiff- und Hyperschall-Raketen ausstatten. Dies würde unmittelbar die gesamte US-Flotte und amerikanische Basen im Mittleren Osten gefährden.

Die kürzlich von den Huthi auf Israel abgefeuerte Hyperschallrakete, die ein Kraftwerk in Tel Aviv nach einer über 2.000 Kilometer langen Flugbahn präzise traf, überflog drei NATO-Kriegsschiffe im Roten Meer, ohne von deren modernsten Raketenabwehrsystemen erfasst zu werden. Dies zeigt deutlich, dass der Westen derzeit keine vergleichbaren Waffen besitzt bzw. keinen Schutz gegen sie hat.

US-Geheimdienste äußerten laut dem schon erwähnten Artikel der New York Times tiefe Besorgnis über eine direkte US-Beteiligung am Ukraine-Krieg. Sie befürchten eine globale Eskalation, besonders wenn Russland dem Iran technologische Unterstützung zur Bekämpfung der US-Präsenz im Mittleren Osten leisten würde.

Die Möglichkeit einer solchen Eskalation könnte zu einer Kettenreaktion führen, die den westlichen Einfluss im Nahen Osten beenden und die von den USA geleitete westliche Ordnung zusammenbrechen lassen könnte. Es ist beunruhigend zu beobachten, wie manche westliche Medien fast todessehnsüchtig über mögliche Szenarien spekulieren, die fast sicher zur Genehmigung des Einsatzes von Langstreckenraketen gegen Russland führen könnten.

Zum damit verbundenen Artikel von Stephen Bryen in der Asia Times werden deutlich gemacht, dass Vizepräsidentin Kamala Harris in die Überlegungen zum bevorstehenden Biden-Selenskij-Gipfel einbezogen wird, um eine gemeinsame Verantwortung für mögliche kriegsauslösende Maßnahmen zu tragen. Bryen reflektiert die Unsicherheit des Ausgangs dieser Auseinandersetzungen und kritisiert die Inkompetenz der aktuellen US-Administration, die zu einer vermeidbaren Eskalation geführt habe.

Selenskij verstärkt diese Spekulationen durch seinen scheinbar transparenten Plan, der darauf abzielt, die NATO direkt in den Konflikt einzubeziehen, in der Hoffnung auf umfassende militärische Unterstützung. Über den Besuch des britischen Premierministers in Washington wird berichtet, dass ohne eine offizielle Ankündigung über die Freigabe von Langstreckenraketen zurückgehalten wurde, was auf erhebliche strategische Zurückhaltungen und Bedenken seitens des Weißen Hauses und der NATO hinweist, darunter das Risiko einer Eskalation, Bedenken hinsichtlich des Ausmaßes der Ziele und die Angst vor russischer Vergeltung.

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