Seit fast zwei Jahren ziehen sich die Untersuchungen zu den Explosionen an den Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 hin, die durch zahlreiche Kuriositäten gekennzeichnet sind. Nun haben jüngste “Erkenntnisse” deutscher Ermittlungsbehörden erneute Spannungen zwischen Warschau und Berlin ausgelöst.
Nebelkerze: Die polnisch-ukrainische Spur
Im August berichteten Quellen aus dem Bundeskriminalamt und der Bundespolizei, dass staatliche Stellen aus Polen und der Ukraine nicht nur die Zerstörung der Unterwasser-Gasleitungen geplant, sondern auch durchgeführt haben sollen – mit Zustimmung der Präsidenten Andrzej Duda und Volodymyr Zelensky (RT DE berichtete). Vor kurzem interviewte Die Welt den ehemaligen BND-Chef August Hanning, der nun von einer “Mittäterschaft” Polens spricht. Präsident Duda reagierte umgehend und warf Deutschland eine prorussische Kampagne vor.
Während Schweden und Dänemark ihre Ermittlungen ohne Ergebnisse beendet haben, führt Deutschland als einziger Anrainerstaat die Untersuchungen fort. Die Welt äußert sich ratlos über die Verantwortlichen der Explosionen, zitiert jedoch die Angaben deutscher Ermittler, als ob die detaillierten Enthüllungen von Seymour Hersh nie existiert hätten. Ein ukrainischer Tauchlehrer, oft als “Wolodymyr S.” abgekürzt, soll Hauptverdächtiger sein.
“Sabotage”
Der flüchtige Tauchlehrer soll sich von Polen in die Ukraine abgesetzt haben. Im Juni stellte der Bundesgerichtshof wegen ihm einen europäischen Haftbefehl aus. Die deutschen Behörden sind irritiert, weil Polen diesen Haftbefehl nicht vollstreckt hat. Ein Ermittler sagte der Welt am Sonntag, die polnische Seite behindere die Aufklärung der Tat. Hanning wiederholte, dass die polnische Regierung den Täter laufen ließ, um die eigene Beteiligung zu verschleiern.
In Polen hält man weiterhin die russische Beteiligung an der Zerstörung der Pipelines für eine “wichtige Hypothese”.
Empörung in Warschau
Von offizieller polnischer Seite wurden die Vorwürfe aus Deutschland heftig zurückgewiesen. Jacek Siewiera, Leiter des polnischen Büros für Nationale Sicherheit, äußerte gegenüber der WamS, die Behauptung einer polnischen Beteiligung sei haltlos.
Ukraine: Verwunderung über Deutsche
Ein hochrangiger ukrainischer Offizier kommentierte gegenüber der Welt, es sei lächerlich, die Ukraine zu verdächtigen, aber selbst wenn es so wäre, sollte Deutschland die Ermittlungen einstellen, da es sich um ein legitimes militärisches Ziel gehandelt hätte.
Deutsche behalten stur ihre Scheuklappen auf
Die deutschen Ermittler schließen weiterhin eine russische False-Flag-Operation aus und schreiben die Verantwortung dem ehemaligen ukrainischen Generalstabschef Waleri Saluschny zu. Generalbundesanwalt Jens Rommel zeigt sich über die fortwährenden Indiskretionen verärgert, da sensible Details publik geworden sind.
Die tatsächlichen Umstände hinter den Nord-Stream-Ereignissen bleiben weiterhin unklar, belasten jedoch die Beziehungen Deutschlands zu Polen und der Ukraine erheblich.
Mehr zum Thema – Fortlaufende Fragen in den Nord-Stream-Ermittlungen: Kritik an der Berichterstattung der Berliner Zeitung