Russlands Präsident Wladimir Putin hat Kiew schwerwiegende geopolitische Folgen in Aussicht gestellt, falls NATO-Länder ihre Truppen auf ukrainisches Territorium verlegen. In einem umfangreichen Interview mit den Journalisten Dmitri Kisselew, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, bezog sich das Staatsoberhaupt im Einzelnen auf Polen. Sollte Warschau seine Soldaten für einen Militäreinsatz im Rahmen des Konflikts entsenden, würden sie die Ukraine nie wieder verlassen.
Die Entsendung eines Militärkontingents könnte unter dem Vorwand erfolgen, Polen helfe bei der Sicherung der ukrainisch-weißrussischen Grenze oder löse ukrainische Einheiten ab, um dann an der Frontlinie kämpfen zu können. Putin zeigte sich sicher, dass Polen auf ukrainische Gebiete begierig sei, die es zu Zeiten der Sowjetunion unter Josef Stalin verloren habe und bisher als sein historisches Territorium betrachte. Dem Beispiel Polens könnten dann auch andere Länder folgen:
“Wenn offizielle polnische Einheiten dort einrücken, ist es kaum wahrscheinlich, dass sie sich von dort zurückziehen. Dann könnten ihrem Beispiel auch andere Länder folgen, die Teile ihrer Territorien nach dem Zweiten Weltkrieg verloren haben.”
In diesem Fall, auch wenn die Ukraine ihre Staatlichkeit in der aktuellen Form bewahre, würden sich die geopolitischen Folgen “in ihrer ganzen Pracht und vollem Ausmaß entfalten”, warnte Putin.
Der russische Präsident erinnerte daran, dass westliche Militärangehörige sich bereits vor dem Staatsstreich im Jahr 2014 in der Ukraine befunden hätten. Seitdem sei ihre Zahl wesentlich gestiegen. Nun würden sie direkt eingesetzt, etwa als Berater oder Söldner. Der Westen sei nicht in der Lage, die Situation in dem Konflikt mit Waffenlieferungen zu beeinflussen und dies würde ihm auch durch den Einsatz regulärer Militäreinheiten nicht gelingen, betonte Putin.
In der vergangenen Woche hatte der polnische Außenminister Radosław Sikorski erklärt, dass die Verlegung von Soldaten aus westlichen Ländern in die Ukraine “nicht als undenkbar angesehen werden kann”. Er begrüßte eine entsprechende Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron ausdrücklich.
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