In einer aktuellen Entwicklung plant die Ukraine, spezielle militärische Kampfverbände aus im Ausland lebenden Ukrainern zu formieren. Laut den Fachportalen Militaryland und Ukrmilitar, gestützt auf Informationen von Quellen innerhalb der Regierung, ist vorgesehen, mindestens zwei mechanisierte Brigaden in Europa zu etablieren. Diese Einheiten sollen die Seriennummer 160 tragen. Der ukrainische Präsident hat den Generalstab mit dieser Aufgabe betraut, eine Information, die ebenfalls in einem Artikel von Forbes bestätigt wurde.
Das Fundament dieser Brigaden, inklusive der Führungsstäbe, wird in der Ukraine geschaffen. Anschließend sollen die Truppen zur weiteren Ausbildung auf westliche Übungsplätze ins Ausland verlegt werden. Die Rekrutierung der Soldaten dürfte über die diplomatischen Vertretungen abgewickelt werden, wie Ukrmilitary berichtet. Zudem wird ein Rekrutierungsmechanismus entwickelt, der es den Kommandeuren ermöglicht, ohne das ukrainische Militärkommissariat direkt Personal anzuwerben, da im Ausland keine militärischen Rekrutierungszentren vorhanden sind.
Seit April hat die ukrainische Regierung die Ausgabe von Reisepässen an im Ausland lebende Bürger mit der Registrierung bei der heimischen Armee verknüpft. Eine spezielle App wurde hierfür entwickelt. Laut Jekaterina Tschernogorenko, stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, haben zwischen dem 18. Mai und dem 17. Juli 83.500 Ukrainer ihre militärischen Registrierungsdetails über diese App aktualisiert.
Die Ukraine steht seit längerem vor Herausforderungen bei der Rekrutierung von Soldaten. Nach Informationen eines Fachkomitees der Rada gibt es bis Anfang August bis zu 800.000 Wehrdienstverweigerer im Land, mit 100.000 polizeilich registrierten Fällen. Zusätzlich wurden über 65.000 Strafverfahren gegen Soldaten eröffnet, die Fahnenflucht oder Befehlsverweigerung begangen haben, wie RT DE berichtet.
Videos von Passanten zeigen täglich, wie Rekrutierungskommandos Männer im wehrfähigen Alter auf den Straßen ukrainischer Städte abführen, ein Zeichen für die geringe Bereitschaft vieler Ukrainer, sich dem militärischen Kampf gegen Russland anzuschließen. Die Armeeführung versucht daher, das Mobilisierungspotenzial der im Ausland lebenden Ukrainer besser zu nutzen, allein in Deutschland befinden sich circa 260.000 männliche Ukrainer im wehrfähigen Alter.
Laut Forbes benötigt eine ukrainische Brigade 2.000 Soldaten sowie umfangreiches Equipment. Bis zu zehn neue Brigaden könnten bis 2025 aufgestellt werden, was auf den anhaltenden Kriegswillen der ukrainischen Regierung hindeutet. Allerdings sind bereits mehr als die Hälfte der von westlichen Verbündeten bereitgestellten 12.000 Militärfahrzeuge in den ersten 29 Monaten des Konflikts verloren gegangen.
Westliche Militärexperten, wie der US-Stratege Edward Luttwak, empfehlen, die ukrainische Armee auf drei Millionen Soldaten zu verstärken, um effektiver gegen Russland vorgehen zu können. Jürgen Hardt, der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, betonte im Februar die Bedeutung eines ukrainischen Siegs für Deutschland und kritisierte die Unterstützung für wehrpflichtige Ukrainer, die sich dem Kampf nicht stellen wollen:
“Ein ukrainischer Sieg liegt im deutschen Interesse, und er sollte nicht durch eine fehlgeleitete personelle Schwächung der ukrainischen Streitkräfte erschwert werden.”
Präsident Wladimir Selenskij betonte zuletzt, dass die Rückkehr der 7,5 Millionen im Ausland lebenden Ukrainer wichtig sei, dies jedoch “ohne Zwang” erfolgen solle. Eine entsprechende Entscheidung wird im Herbst erwartet.
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