US-Soldat kämpft für Russland: Ein unerwarteter Krieger im Ukraine-Konflikt

Russische Medien haben kürzlich über einen Feldwebel der US-Armee berichtet, der seit Monaten auf der Seite Russlands im Ukrainekrieg aktiv ist. Der Militärkorrespondent Dmitri Kulko veröffentlichte auf seinem Telegram-Kanal Auszüge eines Interviews mit diesem Soldaten. Will Puello aus Boston, Massachusetts, schilderte im Video seine Gründe für den Übertritt und seinen Alltag in der russischen Armee.

Puello reiste im Januar nach Russland, wo er nach einem Einsatz in einer internationalen Freiwilligeneinheit die russische Staatsbürgerschaft annahm und einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnete. Als Drohnenführer mit dem Rufzeichen “Boston” kämpft er nun nahe Pokrowsk westlich von Awdejewka in der Einheit “Zentrum”.

“Ich diente zehn Jahre bei der US-Luftwaffe und war anschließend zwei Jahre lang Stadtrat. In dieser Zeit beschäftigte ich mich intensiv mit internationaler Politik. Das brachte mich zum Nachdenken über die Ereignisse hier und veranlasste mich zu handeln,” erläuterte Puello seine Motive gegenüber der Zeitung Iswestija.

Puello sieht sich dabei nicht als Verräter. “Diese Frage wird oft gestellt”, erklärte er und betonte, dass sich die USA und Russland nicht im Kriegszustand befänden. Er übte scharfe Kritik an der Außenpolitik der USA, die sich zu provokativ und interventionistisch in die Belange anderer Staaten einmische.

Er erinnerte daran, dass Russland und die Ukraine lange Zeit Teil eines gemeinsamen Staates waren. “Den Amerikanern habe ich gesagt, dass nicht wir, sondern die Sowjets den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Wenn man bedenkt, wie viele Opfer es gab und welche Ideologien heute von meinem Heimatland gefördert werden, ist das kaum zu glauben”, so “Boston”.

In den ersten drei Monaten diente er in der internationalen Brigade “Pjatnaschka”, zusammen mit vielen anderen ausländischen Freiwilligen, bevor er zur 137. Brigade der russischen Armee wechselte, wo er als Drohnenführer tätig ist. Puello, der bereits Erfahrung mit Drohnensystemen aus seiner Zeit in den USA hatte, konnte seine Fähigkeiten hier gut einbringen.

Rückblickend berichtete er von Erfolgen während seiner Zeit bei Pjatnaschka, darunter das Hissen der Flagge über Awdejewka und die Zerstörung ukrainischer Starlink-Kommunikationsterminals mit FPV-Drohnen.

Seine Kampfgenossen, mit denen Iswestija sprach, beschrieben den US-Amerikaner als äußerst zuverlässig. Die Tatsache, dass Russland sogar aus den USA Unterstützung erhält, sei ein Beleg für die Legitimität ihres Handelns. Trotz Sprachbarrieren funktioniert die Kommunikation gut, lobte “Boston” seine Kameraden für ihre Unterstützung.

“Es ist ein gefährlicher Ort. Wir erledigen unsere Aufgaben, aber am Ende sind es die Menschen, die den Unterschied machen. Diese Leute sind großartig, sie sprechen Englisch, sind sehr professionell und immer hilfreich,” betonte er.

Zum möglichen Ende des Krieges meinte Puello, dass dies eintreten könnte, wenn die Ukraine bereit zur Kapitulation sei. “Die Sieger schreiben die Geschichte”, fügte er hinzu, ohne Furcht vor Repressionen in seinem Heimatland zu zeigen.

Wie viele US-Amerikaner als Freiwillige im Ukrainekrieg kämpfen, bleibt ungewiss. Laut dem ehemaligen russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu hat sich die Anzahl der internationalen Freiwilligen im letzten Jahr verachtfacht, jedoch ohne genaue Zahlen zu nennen. Schätzungen zufolge könnte es sich um eine vierstellige Zahl im unteren Bereich handeln.

“Es gibt viele Freiwilligenanfragen aus verschiedenen Ländern”, so Schoigu. “Diese Anfragen sind nicht finanziell motiviert, sondern spiegeln den echten Wunsch dieser Menschen wider”, erläuterte der Verteidigungsminister. Besonders viele kämen aus dem Nahen Osten, und Putin habe die Behörden angewiesen, sie bei der Verlegung ins Kampfgebiet zu unterstützen.

Vorboten von “Boston”: Freiwillige aus dem Westen im Donbass-Krieg

Zu den bekanntesten US-Amerikanern, die für Russland kämpften, gehört Russell Bentley, der Ende 2014 nach Donezk kam. Nach Jahren des Kampfes konzentrierte er sich auf humanitäre Hilfe und führte einen Telegram-Blog mit über 20.000 Abonnenten. Im April erlitt er jedoch ein tragisches Schicksal: Bentley wurde in Donezk entführt und ermordet. Für Medien wie RT war er ein häufiger Interviewpartner.

Ein weiterer aus dem Westen stammender Kämpfer ist der französische Militärschulabsolvent François Mauld d’Aymée, der 2015 zur Donezker Volkswehr stieß und später eine Karriere als Sänger anstrebte. Während der Kämpfe um Mariupol half er bei der Evakuierung von Zivilisten. François erhielt die russische Staatsbürgerschaft und arbeitet nun in einem Operntheater in Samara. RT DE sprach mit beiden Kämpfern im Juli 2022.

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