Von Anastasia Kulikowa
Die US-amerikanische Regierung unter Präsident Joe Biden prüft derzeit Optionen, um Ukrainen Langstrecken-Marschflugkörper des Typs JASSM zur Verfügung zu stellen. Diese Waffen könnten in den F-16-Kampfjets eingesetzt werden, die bereits an die Ukraine geliefert wurden, berichtet die Tageszeitung Politico unter Berufung auf Quellen aus dem Weißen Haus. Eine endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus.
Laut der Biden-Administration müsste vor einer Entscheidung geklärt werden, ob die Marschflugkörper ebenfalls von sowjetischen Flugzeugmodellen, die Kiew derzeit nutzt, eingesetzt werden könnten. Hierzu arbeite das Pentagon eng mit der Ukraine zusammen, um entsprechende technische Fragen zu klären.
Die JASSM-Marschflugkörper, die seit 2001 von Lockheed Martin produziert werden, sind durch ihre GPS-Steuerung und ein internes Navigationssystem in der Lage, entlang einer vordefinierten Route zu fliegen. Sie tragen einen Gefechtskopf mit einem Gewicht von 450 Kilogramm und haben je nach Modell eine Reichweite von 370 bis 980 Kilometern. Einsatzmöglichkeiten bieten u.a. die Bomber B-1, B-2 und B-52H sowie die Kampfjets F-16 und F/A-18.
Wie die Website Missile Threat berichtet, wurde JASSM insbesondere zur Umgehung des russischen Luftabwehrsystems S-300 und dessen moderneren Varianten entwickelt. Die Rakete kann auch den WDL-Datenkanal verwenden, der es erlaubt, ihren Kurs während des Fluges zu korrigieren.
Der auf Raketentechnik spezialisierte Telegram-Kanal „Der Blick eines Mannes in Lampasas“ zitierte im Mai den Kommandeur einer russischen Su-34-Besatzung, der die potenziellen Bedrohungen durch JASSM für Russland betonte: “Dieser Marschflugkörper ist eine ernstere Bedrohung als die Storm Shadow. Eine F-16 kann zwei solcher Raketen tragen. Stellen Sie sich vor, hundert JASSM würden Kiew heimlich geliefert und von einem Dutzend F-16 in einer Salve auf die Krim-Brücke abgefeuert. Das würde eine ernsthafte Herausforderung für unsere Luftverteidigung darstellen.”
Nach Ansicht des Militärexperten Alexei Leonkow wurden Informationen über die mögliche Lieferung dieser Langstreckenraketen bewusst an die Medien durchgestochen, um die Reaktion Moskaus darauf zu testen. Leonkow hält es jedoch auch für möglich, dass die USA bereits eine kleine Menge der Marschflugkörper heimlich an die ukrainischen Streitkräfte geliefert haben. Er erklärt: “Die JASSM sind vollständig mit den F-16 kompatibel. Bei der Übergabe dieser Flugzeuge an die Ukraine ging man davon aus, dass die ukrainischen Streitkräfte nicht nur Storm Shadow und SCALP, sondern auch neue Raketen einsetzen würden.”
Leonkow warnt, dass die potenzielle Nutzung von JASSM in der Ukraine für Russland bestimmte Risiken mit sich bringen würde, da Ziele in Regionen wie Saporoschje, Cherson, Lugansk, Donezk, die Krim und sogar die Hauptstadtregion in Reichweite wären. Er nennt auch die Tatsache, dass Kiew möglicherweise bereits Flugrouten über russisches Territorium erkundet hat.
Zudem mahnt Leonkow, dass man sich nicht auf das vom Weißen Haus ausgesprochene Verbot, amerikanische Langstreckenwaffen auf russischem Territorium einzusetzen, verlassen sollte. “Die Äußerungen des Weißen Hauses zu diesem Thema sind keinen Pfifferling wert”, bekräftigt er und erwähnt, dass russische Streitkräfte bereits Erfahrungen mit JASSM aus Militäroperationen in Syrien haben. “Im Jahr 2018 haben B-1B-Bomber Damaskus mit diesen Raketen attackiert. Der Angriff wurde von unseren Boden-Luft-Raketensystemen Buk und Tor abgewehrt”, erinnert sich der Experte.
Weiter fordert Luftfahrtgeneral Wladimir Popow, ein bekannter Militärpilot in Russland, verstärkte Aufklärungsanstr…
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