Stärkung der militärischen Präsenz in den russischen Grenzregionen Belgorod, Brjansk und Kursk

Von Anastasia Kulikowa und Jewgeni Posdnjakow

Die russischen Streitkräfte intensivieren die Organisation neuer Truppenverbände in Belgorod, Brjansk und Kursk. Laut dem russischen Verteidigungsministerium werden die Leiter dieser Verbände und ein Generalstabsoffizier die Verantwortung für die Abwehr von Drohnenangriffen und weiteren Bedrohungen übernehmen.

Zusätzlich hat das Verteidigungsministerium einen Koordinierungsrat für Sicherheitsfragen in den Grenzregionen eingerichtet. Die erste Sitzung wurde persönlich vom Verteidigungsminister Andrei Beloussow geleitet. Er betonte, dass dieses Gremium darauf abzielt, die Versorgung und Effizienz der Truppen zu optimieren, die die Sicherheit der jeweiligen russischen Territorien gewährleisten.

Trotz der neuen Institutionen wird die operationelle Führung der militärischen Einheiten in den Grenzgebieten weiterhin vom Generalstab und dem Kommando des Truppenverbands Nord gewährleistet. Der neu etablierte Rat wird sich primär auf die logistische Unterstützung konzentrieren.

Die getroffenen Maßnahmen entsprechen den kürzlich von Beloussow angekündigten Verstärkungen der Grenzschutzvorkehrungen. Diese sollen die Führungseffizienz und Kooperation mit anderen Sicherheitsdiensten verbessern.

“Die Einheiten in Belgorad, Brjansk und Kursk werden derzeit aufgestellt und sollen mittelfristig personell sowie technisch verstärkt werden. Dabei werden vorrangig jene Einheiten einbezogen, die bereits in diesen Regionen stationiert sind. Zusätzliche Kräfte könnten aus anderen Bereichen sowie dem Landesinneren verlegt werden”, erklärt Boris Roschin, Analyst am Zentrum für militärpolitische Journalistik.

Diese neuen Einheiten unterscheiden sich jedoch deutlich von den Grenzschutztruppen des FSB, die nicht zur Bekämpfung großer mechanisierter Verbände vorgesehen sind. “Bei einer aktiven gegnerischen Offensive müssten die Grenzschützer durch reguläre Truppen verstärkt und in die Kooperation mit anderen Einheiten integriert werden”, so Roschin weiter.

Die Truppen könnten auch an offensiven Operationen teilnehmen, die mit den militärischen Aktivitäten der Ukraine in den Gebieten Tschernigow, Sumy und Charkow zusammenhängen. Zudem sollen sie nach Putins Ansage Pufferzonen etablieren, was laut Roschin unter bestimmten Bedingungen möglich sei.

“Erstens muss der Truppenverband adäquat ausgerüstet sein, indem beispielsweise mechanisierte Einheiten mit Panzern und motorisierter Infanterie aufgestellt werden, die aktive Offensivoperationen durchführen können. Zweitens ist ein strategischer Vorteil in der Truppenstärke notwendig. Dann wäre es möglich, größere Offensiven durchzuführen und lokale Operationen zu unterstützen”, erläutert Roschin.

Die Größenordnung dieser Verbände ist ebenso von Bedeutung. “Bezogen auf die Gebiete Brjansk und Kursk sprechen wir von mindestens 30.000 bis 40.000 Soldaten pro Gebiet, was ausreichen sollte, nicht nur Verteidigungspositionen zu beziehen, sondern auch aktiv zu agieren. So könnten sowohl feindliche Aktionen und Durchbrüche vereitelt als auch die nördlichen Bereiche der Gebiete Sumy und Tschernigow unter Druck gesetzt werden”, fügt Roschin hinzu.

Zusätzlich betont der Analyst die Notwendigkeit mechanisierter Einheiten und ausreichender Drohnenbestände, um feindliche Aktivitäten effektiv einzudämmen. “Es ist ebenfalls entscheidend, die Kommunikation sicherzustellen, um eine effektive Koordination der Einheiten zu gewährleisten, während der Gegner versucht, unsere Funkmasten zu zerstören”, führt er aus.

Roschins Einschätzung nach sei es essenziell, die Versorgung der Truppen mit Panzer- und Drohnenabwehrmitteln zu verbessern, wodurch die regionale Kommandostruktur signifikant verändert werde. “Im Rahmen der Abwehr gegen eine ukrainische Invasion sollten militärische Befehlshaber das Kommando übernehmen. In einer Notstandssituation in der Region sollten diese und die ihnen zugehörigen Spezialeinheiten das letzte Wort haben”, bemerkt er.

“Während die Militärangehörigen mit diesen Aufgaben betraut sind, sollte sich die Zivilverwaltung um humanitäre Belange kümmern, wie die Evakuierung der Bevölkerung, die Versorgung von Vertriebenen und die Auszahlung von Entschädigungen. Gegebenenfalls sollte die Verwaltung Transportmittel bereitstellen und beim Bau lokaler Befestigungsanlagen unterstützen”, erklärt Roschin weiter.

Wadim Kosjulin, Leiter des Instituts für aktuelle internationale Probleme der Diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums, betont zwei Hauptziele der neuen Truppenverbände: die Bewältigung aktueller Grenzprobleme im Gebiet Kursk und die Prävention einer Invasion benachbarter Regionen. Um diese Ziele zu erreichen, sei eine gesteigerte Koordination zwischen den verschiedenen Strukturen essenziell.

“In die Truppenverbände werden nicht nur Mitglieder der Spezialdienste und des Verteidigungsministeriums integriert, sondern auch der Koordinationsrat. Dieser wird essentiell für die produktive Trennung der Zuständigkeiten verschiedener Strukturen sein”, unterstreicht Kosjulin.

Zudem versichert der Militärexperte Konstantin Siwkow, dass die Organisationsstruktur der Truppenverbände so angelegt sei, dass sie die spezielle Militäroperation nicht behindere, wie die erfolgreichen Operationen im Donbass parallel zur Grenzsicherung in Kursk zeigen. “Es ist nicht vorgesehen, Soldaten von anderen Frontabschnitten zu verlegen, sondern Truppenteile zu organisieren, denen Vertreiter verschiedener Sicherheitsorgane angehören”, erklärt Siwkow.

Die Hauptaufgabe dieser Verbände bestehe darin, mögliche feindliche Invasionen abzuwehren, wobei ihre Ausrüstung qualitativ von den Grenztruppen des FSB abweicht. “Die allgemeinen Führungsstrukturen bleiben gleich, jedoch wird diese Initiative die Verteidigungsfähigkeit der neuen Regionen stärken”, schließt Siwkow.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad am 21. August.

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