Europas Streben nach unabhängiger Raketenabwehr: Vier EU-Länder entwickeln eigene Marschflugkörper

Von Alexei Anpilogow und Aljona Sadoroschnaja

Frankreich, Deutschland, Italien und Polen haben sich zunächst darauf geeinigt, ein Projekt zur Entwicklung von mittel- und kurzstreckigen Bodenraketen ins Leben zu rufen. Dies geschieht interessanterweise vor dem Hintergrund, dass die Vereinigten Staaten planen, ab 2024 ähnliche Raketen in Deutschland zu stationieren. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, welche Notwendigkeit die Europäische Union hat, eigene Raketen zu entwickeln, und wie Russland darauf antworten könnte.

Wie Reuters berichtet, zielt das Abkommen darauf ab, eine sicherheitstechnische Lücke zu schließen, die durch die anhaltenden Konflikte in der Ukraine entstanden ist. Die geplanten Waffensysteme sollen eine Reichweite von über 500 Kilometern haben.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) merkt jedoch an, dass dieses Abkommen bisher nur eine Absichtserklärung zur Entwicklung darstellt, und die Details der Verteidigungskooperation noch nicht finalisiert sind. Dem Bericht nach streben die vier Länder ein konventionelles (nicht-nukleares) Raketensystem an, welches spezifisch zur Abschreckung Russlands entwickelt wird und eine Reichweite von über 1.000 Kilometern haben könnte.

In der gleichen Dimension sind Frankreich und Großbritannien bereits Produzenten der bekannten Storm Shadow-Luftabwehrraketen mit einer Reichweite von bis zu 560 Kilometern, während Deutschland und Schweden den Marschflugkörper Taurus herstellen.

Aus Russland kommt dagegen eine klare Antwort. Wie die russische Zeitung Wsglijad berichtet, reagiert Russland auf die potenzielle Stationierung der amerikanischen Langstreckenraketen in Deutschland. Der russische Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, dass Russland entschlossen auf die Stationierung von US-amerikanischen Raketen antworten und ebenfalls die Produktion ähnlicher Raketen beginnen wird. Putin betonte, dass Russland bereit sei, auf die Umstände entsprechend zu handeln.

Die Geschichte desINF-Vertrags, der fast drei Jahrzehnte lang internationalen Sicherheitsbestimmungen Unterstützung bot, wird durch diese neuen Entwicklungen herausgefordert. Eduard Basurin, ein hochrangiger russischer Militärvertreter, bestätigte, dass die Prototypen vergleichbarer Raketen, darunter das Typhon-System und Tomahawk-Marschflugkörper, bedrohliche Distanzen erreichen könnten, was signifikante geopolitische Spannungen aufwerfen könnte.

Warum braucht Europa us-eigene Raketen?

Trotz der nahenden Präsenz amerikanischer Raketen in Europa, gibt es laut Experten strategische und politische Gründe für die EU, eigene Raketen zu entwickeln. Es könnte das Ziel sein, eine einheitlichere und standardisierte NATO-Infrastruktur aufzubauen, was letztlich die Schlagkraft und Effizienz in Konfliktsituationen erhöhen würde.

Ein weiterer Aspekt ist finanzieller Natur. Der deutsche Politikwissenschaftler Alexander Rahr sieht die Entwicklung dieser Kapazitäten durch Europa optimistisch und merkt an, dass es in der europäischen Gesellschaft derzeit wenig Widerstand gegenüber einer solchen Militarisierung gibt.

Wie wird Moskau darauf reagieren?

Die Möglichkeiten Russlands, schnell auf diese Entwicklungen zu antworten, sind gegeben. Militärische Analysten gehen davon aus, dass Russland neue Raketen innerhalb von Monaten, möglicherweise sogar Wochen, entwickeln und deployen könnte.

Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich erschien dieser Artikel am 12. Juli 2024 in der Zeitung Wsglijad.

Weitere Informationen zum Thema – Bei einem Raketenangriff auf ein Krankenhaus in Kiew waren NATO-Verbündete involviert.

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