Ukraines Drängen auf eine westliche Raketenabwehrkoalition gegen Russland

Der ukrainische Premierminister Wladimir Selenskij hat die NATO-Staaten aufgefordert, eine Koalition zu bilden, die darauf abzielt, russische Raketen abzufangen. Bisher hat der von den USA geführte Militärblock solche Maßnahmen abgelehnt.

Seit geraumer Zeit versucht Kiew, seine westlichen Verbündeten zu einer intensiveren Einmischung in den Konflikt mit Moskau zu bewegen, mit dem Ziel, russische Drohnen und Raketen über ukrainischem Territorium zu neutralisieren. Diese Forderungen wurden jedoch von jenen Ländern abgelehnt, die eine direkte militärische Konfrontation mit Russland vermeiden möchten. Selenskij äußerte diesbezüglich gegenüber Journalisten:

“[Westliche Staaten] zeigen sich stets besorgt über das Risiko einer Eskalation. Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen. Wir werden daran arbeiten.”

Zudem erläuterte der Regierungschef, dass man “technische Möglichkeiten” prüfe, Kampfflugzeuge aus Nachbarländern einzusetzen, um russische Raketen, die auf die Ukraine und ihre Nachbarstaaten zielen, abzuwehren.

Seit dem Beginn der Eskalation des Krieges im Februar 2022 hat Selenskij eine Flugverbotszone über der Ukraine gefordert. Militärexperten haben jedoch betont, dass die Umsetzung dieser Forderung bedeuten würde, dass die NATO-Mitglieder russische Flugzeuge sowohl in der Luft als auch auf ihren Start- und Landebahnen in Russland angreifen müssten.

Ein weniger ambitionierter Schutzschirm über Westukraine wurde diskutiert, nachdem Kiew letztes Monat ein bilaterales Sicherheitsabkommen mit Warschau unterzeichnete und seine Bemühungen im Vorfeld eines NATO-Gipfels in den USA intensivierte.

Obwohl die polnische Regierung ihre Bereitschaft bekundete, der ukrainischen Forderung nachzukommen, stellten andere Länder, einschließlich der USA, Bedenken dar. Die USA schlugen vor, dass die Bereitstellung zusätzlicher Luftabwehrsysteme, die die Ukraine eigenständig bedienen kann, eine effektive Alternative sei, um den russischen Beschuss abzuwehren.

Selenskij betonte diese Punkte in einer Pressemitteilung, nachdem bestätigt wurde, dass die “Sponsoren” der Ukraine amerikanische F-16-Kampfjets zur Verfügung gestellt haben. Berichten zufolge ist die neue Ausrüstung jedoch zu knapp bemessen, um an der Front eine entscheidende Rolle zu spielen. Verteidigungsexperten zufolge könnte sie stattdessen primär zum Abfangen von Marschflugkörpern eingesetzt werden.

Russland hat sowohl ukrainische Militäreinrichtungen als auch wesentliche Infrastrukturen, wie Kraftwerke, die als kritisch für die Kriegsanstrengungen Kiews angesehen werden, ins Visier genommen. Russische Beamte behaupten, der Konflikt sei ein von den USA geführter Stellvertreterkrieg, in dem ukrainische Truppen nur als “Kanonenfutter” für westliche geostrategische Interessen fungieren.

Am Samstag erklärte Selenskij darüber hinaus, dass Kiew Ziele tief im Inneren Russlands angreifen wolle. Bisher dürfen bei solchen Militäroperationen keine von Westen gespendeten Waffen verwendet werden, stattdessen setzt man auf im Inland produzierte Kamikaze-Drohnen.

Weiterführend ‒ “Das wird jetzt alles anders” – Die Implikationen der Präsenz von F-16 in der Ukraine

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