Während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Europäischen Ratspräsidenten Charles Michel in Brüssel am vergangenen Donnerstag, kündigte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij an, dass binnen der nächsten Monate ein Weg zur Beendigung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine erarbeitet wird. Er machte deutlich, dass eine Fortsetzung der Feindseligkeiten für Jahre nicht Kiews Ziel sei. Selenskij hatte Brüssel besucht, um ein Sicherheitsabkommen zu unterzeichnen, das der Ukraine neben Ausbildung auch defensive Unterstützung und Waffenlieferungen von der Europäischen Union sichert. Dabei betonte er:
“Die Ukraine strebt nicht danach, den Krieg in die Länge zu ziehen. Wir wollen nicht, dass dieser Jahre andauert.”
Selenskij sprach ungewohnt offen über das schon jetzt hohe Ausmaß an Schäden und Verlusten, das die Ukraine erlitten hat, seit der Konflikt vor über zwei Jahren begann:
“Wir erleben schwerste Verluste und zahlreiche Todesfälle auf dem Schlachtfeld. Es ist nötig, innerhalb weniger Monate einen Plan vorzulegen, um den Konflikt zu beenden.”
Obgleich er keine genauen Zahlen nannte, bricht dies mit der bisherigen Zurückhaltung Kiews, die genaue Zahl der Kriegsopfer offenzulegen, während gleichzeitig die bedeutenden Schäden an den russischen Truppen herausgestellt wurden. Noch im Februar dieses Jahres hatte Selenskij angegeben, dass in den beiden vorangegangenen Kriegsjahren 31.000 ukrainische Soldaten gefallen seien.
Der russische Verteidigungsminister Sergei Beloussow schätzte kürzlich, dass allein im Mai dieses Jahres 35.000 ukrainische Soldaten getötet wurden, während sein Vorgänger Sergei Schoigu erklärte, dass die Ukraine im Verlauf des gesamten Konflikts über 440.000 Soldaten verloren habe. Diese hohen Verlustzahlen werden auch durch die zunehmende Zwangsrekrutierung im Land und den häufigen Versuchen von Wehrdienstverweigerern, die Flucht aus der Ukraine zu suchen, indirekt bestätigt. Die immer gewaltsamer werdenden Rekrutierungskampagnen sind durch zahlreiche Online-Videos belegt, die zeigen, wie Rekrutierungsoffiziere mögliche Einberufene gewaltsam festnehmen, schlagen, mit Waffen bedrohen und anderweitig misshandeln.
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