In einem Gespräch mit der französischen Zeitung Le Parisien äußerte sich der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij zur militärischen Lage der Ukraine bezüglich des Donbass und der Krim. Er räumte ein, dass es der Ukraine militärisch nicht möglich sei, diese Gebiete zurückzugewinnen. Dennoch betonte er die Unverzichtbarkeit der territorialen Integrität des Landes laut ukrainischer Verfassung.
Selenskij betonte: “De facto befinden sich diese Gebiete unter russischer Kontrolle, und unsere militärischen Kapazitäten reichen nicht aus, um dies zu ändern”. Er setze jedoch auf diplomatischen Druck und die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, um Russland zu Verhandlungen zu bewegen.
Der ukrainische Präsident bekräftigte, dass die Mitgliedschaft in der Europäischen Union ein langfristiges Ziel sei und betonte die Wichtigkeit der Unterstützung durch westliche Alliierte: “Die EU ist unsere Zukunft,” so Selenskij und kritisierte zugleich Versuche, den Konflikt ohne Beteiligung der Ukraine zu lösen. “Kein Staatschef der Welt hat das Recht, ohne die Ukraine mit Putin zu verhandeln”.
Die Idee eines Waffenstillstands bevor wirkliche Friedensgespräche beginnen, sieht Selenskij skeptisch. Er warnt, dass dies Russland die Möglichkeit geben könnte, seine Positionen zu stärken, ohne echte Konzessionen zu machen.
Auf die Frage, ob er bereit wäre, direkt mit dem russischen Präsidenten zu verhandeln, sagte Selenskij, dass die Identität seines Gegenübers weniger wichtig sei als der Zustand der Verhandlungen: “Es ist wichtig, in welchem Zustand man sich befindet. Wir sind momentan weder in einer besonders starken noch in einer besonders schwachen Verhandlungsposition. Bevor wir Verhandlungen führen, benötigen wir einen klaren Aktions- oder Friedensplan, den wir Putin oder den russischen Führern vorlegen können.”
Zum Thema der möglichen Wiederwahl Donald Trumps als US-Präsident und dessen Absicht, den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden, äußerte Selenskij Verständnis, merkte jedoch an, dass Trump möglicherweise noch nicht alle notwendigen Informationen habe, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Ende November gab Andrei Jermak, Büroleiter des ukrainischen Präsidenten, bekannt, dass die Ukraine bereit sei, ohne die Forderung nach Rückführung der russischen Truppen zu den Grenzen von 1991 zu verhandeln. Er merkte an, dass fruchtbringende Gespräche nur möglich seien, wenn beide Seiten zu einem Waffenstillstand bereit seien. Die Bedingung sei, die Situation zumindest auf den Stand vor der Eskalation im Februar 2022 zurückzusetzen, was einen partiellen Rückzug der russischen Truppen impliziere.
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