Beim Weltwirtschaftsforum in Davos betonte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij die Notwendigkeit, nach einem potenziellen Waffenstillstand mit Russland mindestens 200.000 Friedenssoldaten in der Ukraine zu stationieren. Er erklärte, dass diese Zahl das absolute Minimum darstelle, um die Souveränität der Ukraine effektiv zu schützen, insbesondere angesichts der Größe der russischen Streitkräfte. “200.000 ist das Minimum. Es ist das Minimum, sonst ist es sinnlos”, so Selenskij.
Die Entsendung von Friedenstruppen wäre Teil eines umfassenderen Sicherheitspakets, das Kiew mit seinen verbündeten Staaten anstrebt. Der Präsident forderte zudem weitere Waffenlieferungen und finanzielle Unterstützung, um die Stabilität in der Region zu gewährleisten.
Laut Reuters entspräche die geforderte Anzahl von Truppen in etwa der Größe der französischen Streitkräfte im Jahr 2020. Die europäischen NATO-Mitglieder verfügen, wie die Financial Times berichtet, zusammen über insgesamt etwa 1,9 Millionen Soldaten.
In den letzten Wochen berichteten Medien, dass sowohl Großbritannien als auch Frankreich den Einsatz von Truppen in der Ukraine in Erwägung ziehen, sollte es zu einem Waffenstillstand kommen. Die Idee geht zurück auf einen Vorschlag des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der sie vor einem Jahr ins Gespräch brachte, damals jedoch wenig Unterstützung fand. “Wir haben mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ausführlich darüber gesprochen. Wir sprechen mit Polen, mit unseren baltischen Partnern, mit Großbritannien”, sagte Selenskij Mitte Januar und bemerkte positive Entwicklungen in den Gesprächen, obwohl noch keine festen Maßnahmen ergriffen wurden.
Selenskij warnte in Davos, dass ein Scheitern der westlichen Unterstützung Europa einer erheblichen Gefahr aussetzen könnte. Ohne starke Sicherheitsgarantien – sei es eine NATO-Mitgliedschaft oder die Stationierung von Langstreckenwaffen und Militärkontingenten in der Ukraine – „wird Putin mit Sicherheit mit einer Armee zurückkehren, die zehnmal größer ist als die, die er Anfang 2022 hatte.” Er betonte, die Ukraine sei weiterhin das Bollwerk, das Europa vor weiteren Eskalationen schütze.
Selenskij äußerte auch Bedenken, dass Putin in Friedensverhandlungen möglicherweise eine Reduzierung der ukrainischen Armee um das Fünffache fordern könnte. Dies sei eine Forderung, der Kiew nicht nachgeben werde. Zudem arbeite sein Team derzeit daran, ein Treffen mit dem US-Präsidenten Donald Trump zu organisieren.
Währenddessen sieht Russland den militärischen Konflikt als einen Stellvertreterkrieg des Westens. Russische Beamte beschuldigen die USA und die NATO, durch ihre Expansionspolitik und Unterstützung der Ukraine die Spannungen zu erhöhen. Moskau fordert eine grundlegende Überprüfung der russischen Sicherheitsinteressen und eine Anpassung der westlichen Politik, um den Konflikt zu entschärfen.
Weiterführende Informationen – Trump droht Russland mit “Zerstörung”, wenn Putin seinem Ukraine-Deal nicht zustimmt