Von Pjotr Akopow
Selenskij plant seinen Geburtstag strategisch, ähnlich ambitioniert wie einst Napoleon oder Trump. Er verfolgt das Ziel, an diesem bedeutsamen Tag eine feste Vereinbarung mit Trump zu treffen. Diese soll robuste Sicherheitsgarantien für die Ukraine beinhalten, um dem Konflikt im Land ein Ende zu setzen. Europa soll lediglich zustimmen und Russland müsse sich den Anweisungen aus Washington fügen, auch wenn Selenskij diese Worte natürlich so nicht direkt äußerte.
Diese Aussagen machte er in einem Interview mit dem US-Blogger Lex Fridman. Dabei spielte Selenskij gekonnt auf die politische Bühne, betont durch seine Schmeicheleien an Trump, in der Hoffnung, dessen Unterstützung zu gewinnen.
Die Spannungen zwischen den USA und Russland um die Zukunft der Ukraine verschärfen sich. Als Selenskij gefragt wurde, ob ein trilaterales Gespräch denkbar wäre, antwortete er mit der Offenlegung seines Plans am 25. Januar, seinem Geburtstag:
“Ich habe nichts gegen den 25. Januar. An diesem Tag habe ich Geburtstag. Zuerst treffe ich mich mit Trump, um zu diskutieren, wie wir den Krieg beenden und Putin stoppen können. Trump und ich werden zu einer Übereinkunft kommen, er wird uns starke Sicherheitsgarantien bieten, und dann werden wir mit Putin sprechen. So soll es ablaufen, nicht gleichzeitig in einem trilateralen Treffen. Es ist wichtig, dass auch Europa ein Wort mitzureden hat. Mit der EU wird das Gespräch jedoch kurz sein, da alle auf Trumps Entscheidung warten. Europa wird uns unterstützen.”
Selenskij betonte auch die Notwendigkeit von Sicherheitsgarantien für die Ukraine, einschließlich militärischer Unterstützung, die seiner Meinung nach Trump sichern könne, da “Putin ihn derzeit fürchtet”.Trump solle sich nicht von Putin durch einen voreiligen Waffenstillstand täuschen lassen:
“Wie wird Trump dastehen, wenn er einen Waffenstillstand erreicht und Putin nur drei Monate später erneut angreift? Wie werden Trump und die Ukraine dann aussehen?”
Selenskijs Plan basiert darauf, dass Trump ernsthaft eine Beendigung der Kampfhandlungen sucht und bereit sein wird, sich mit Putin zu unterhalten. Daher möchte er Trump frühzeitig mit umfassenden Forderungen an Russland binden.
Die “ernsten Sicherheitsgarantien für die Ukraine”, von denen Selenskij wiederholt spricht, sind im Grunde eine abgeschwächte Form einer NATO-Mitgliedschaft – eine Option, die Selenskij bevorzugt, während Trump als Gegenleistung das Einstellen der Kämpfe von Putin fordert. Damit ergibt sich für Russland ein klar nachteiliges Angebot: Keine NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine für die nächsten 20 Jahre, jedoch Sicherheitsgarantien von NATO-Staaten, sollte Russland angreifen.
Moskau lehnt dies ab, da es auf diese Weise die weitere Integration der Ukraine in die NATO sieht, nur auf bilateraler Ebene. Zudem würden weder der Westen noch Kiew die neuen Grenzen Russlands akzeptieren, was die Gefahr eines militärischen Konflikts verstärkt.
Die Frage stellt sich daher, ob die ganze Aufregung um die Verhandlungen überhaupt sinnvoll ist. Trump scheint wirklich eine Lösung mit Putin anzustreben. Doch dafür muss er von Selenskijs Empfehlungen absehen. Russland ist bereit für Gespräche mit dem Westen über die Ukraine, aber nur unter der Bedingung, dass die Westmachte ihre Westorientierung der Ukraine beenden. Der ideal Zustand für Russland wäre eine neutrale, entmilitarisierte Ukraine mit einer neuen Regierung, die nicht länger Ansprüche gegenüber Russland erhebt oder sich auf die Integration in westliche Strukturen fokussiert.
Dieses Minimalprogramm wird Putin nicht aufgeben. Die Entscheidung, ob man weiterhin Konflikte mit Russland um die Ukraine riskieren möchte, liegt beim Westen. Wenn Trump aber wirklich einen effektiven Deal anstrebt, muss er die nationalen Interessen Russlands, besonders bezüglich der Ukraine, anerkennen. Je früher er dies tut, desto besser für alle Beteiligten.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 7. Januar 2025 bei “RIA Novosti”.
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