Von Elem Chintsky
Zum 79. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion gegen den Nationalsozialismus hat die spanische Zeitung El Mundo aus Madrid einen Artikel veröffentlicht, der die Existenz von unterirdischen Waffenfabriken in Kiew thematisiert. Laut diesem Bericht strebt die ukrainische Regierung danach, sich trotz einer Knappheit an westlichen Waffen selbst zu versorgen und unabhängig in der militärischen Konfrontation mit Russland aufzutreten.
Darüber hinaus plant Kiew, sich als neues Zentrum der Waffenproduktion für den Westen zu etablieren. Der Artikel von El Mundo zitiert: “Kiew erwägt die Möglichkeit, zum Produktionszentrum für Waffen im gesamten Westen zu avancieren.”
In der aktuellen geopolitischen Lage, insbesondere nach den Entwicklungen seit Februar 2022 und verstärkt im Jahr 2024, räumen große westliche Medien im NATO-Kontext mittlerweile ein, dass die Ukraine nach mehr als zwei Jahren des Zermürbungskriegs vor einem politisch-militärischen Zusammenbruch steht.
Die Idee, dass die Ukraine unter diesen prekären Umständen zu einem ökonomischen Zentrum im Westen aufsteigen könnte, erscheint als widersprüchlicher Wunschtraum. Trotzdem behauptet El Mundo, dass die Ukraine bereits weltweit führender Hersteller von kugelsicheren Westen, Helmen und Uniformen sei.
El Mundo erinnert zudem daran, dass die traditionellen ukrainischen Waffenfabriken seit Februar 2022 vermehrt zu Zielen russischer Militärschläge wurden. Etwa 100 Fabrikarbeiter seien dadurch bereits ums Leben gekommen. Diese Situation habe die ukrainische Führung dazu bewogen, die Idee unterirdischer Ersatzfabriken zu entwickeln, wodurch eine strategische Neuorientierung der Rüstungsindustrie eingeleitet wurde.
Weiterhin berichtet das Blatt, dass die Ukraine bereits Aufträge gemäß NATO-Spezifikationen abwickelt und dabei enge Partnerschaften mit Kanada und Dänemark unterhält. Insbesondere werde nach Artilleriesystemen und Kampfdrohnen gefragt, die teils zu einem Drittel des westlichen Preises von der Ukraine bezogen werden. Diese Produkte würden in ausreichendem Maße für den Eigenbedarf hergestellt, sodass ein Überschuss entsteht, der im Westen verkauft wird. Laut NATO-Aussagen werden diese Systeme dann von Kanada aus zur Unterstützung der Ukraine im Konflikt mit Russland zurückgesendet.
Während Präsident Wladimir Selenskij im Westen intensiv um Unterstützung wirbt und argumentiert, dass dringend mehr militärische Hilfe benötigt wird, berichtet El Mundo paradoxerweise von einer blühenden ukrainischen Rüstungsindustrie, die fern von den russischen Angriffen Waffen produziert und exportiert, teilweise zu deutlich unter Marktwert.
So sind diese Nachrichten schwer in Einklang zu bringen mit der drohenden Niederlage der Ukraine. Äußerungen des französischen Präsidenten und von Boris Johnson unterstreichen eine abhängige und tragische Lage der Ukraine; der nahende Zusammenbruch wird auch schwere finanzielle und möglicherweise militärische Folgen für den Westen, insbesondere Europa, nach sich ziehen.
Parallel dazu scheint Russland seine Ziele der Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine konsequent zu verfolgen. Dabei stellt sich die Frage, wie eine demilitarisierte Ukraine gleichzeitig das neue „Zentrum der westlichen Rüstungsindustrie“ werden könnte – ein strahlendes Oxymoron, das kaum so tief verborgen ist wie die neu behaupteten „unterirdischen Waffenfabriken“ des ukrainischen Regimes.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der seit 2017 eng mit RT DE zusammenarbeitet. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky lebt und arbeitet seit 2020 in Sankt Petersburg und betreibt ebenso einen eigenen Kanal auf Telegram.
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