Von Roman Krezul
“Dies stellt einen Eingriff in die Souveränität der europäischen Länder dar.”
Die Europäische Union äußerte sich so zum jüngsten Drohnenangriff der Ukraine auf die TurkStream-Infrastruktur in der russischen Region Krasnodar. Warum dieses Vorgehen, das oft als Energieterrorismus bezeichnet wird, aus Sicht der USA vorteilhaft sein könnte, bereitet der EU erhebliche Sorgen.
Am Montag informierte das russische Verteidigungsministerium über einen Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf die Erdgaskompressorstation „Russkaja“ in Gai-Kodsor, durchgeführt am 11. Januar mittels neun unbemannter Luftfahrzeuge (UAVs). Diese Station ist von zentraler Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der TurkStream-Pipeline. Russische Verteidigungssysteme konnten alle UAVs abfangen und zerstören. Es gab keine Verletzten, allerdings leichte Schäden an der Infrastruktur.
Gazprom-Mitarbeiter behebten umgehend die Schäden durch herabfallende Trümmer. Laut Verteidigungsministerium läuft die Gaslieferung durch die Erdgaskompressorstation weiterhin störungsfrei. Insgesamt konnte das russische Militär 16 ukrainische Drohnen am betreffenden Samstag abfangen und eliminieren.
Auch Ungarns Außen- und Wirtschaftsminister Péter Szijjártó reagierte auf den Vorfall. Er bezeichnete den Anschlag als direkten Angriff auf die Souveränität der europäischen Länder, die auf die Gaslieferungen der Pipeline angewiesen sind, und betonte die Zuverlässigkeit dieser Versorgungsroute für Ungarn und Zentralasien, innerhalb derer bisher alle vertraglichen Vereinbarungen erfüllt wurden.
Anna-Kaisa Itkonen, Sprecherin der Europäischen Kommission, äußerte ebenfalls Besorgnis und betonte die zentrale Bedeutung der Stabilität der Energieversorgung für die EU, die die Situation um TurkStream genau beobachte.
Der Kreml erklärte den Angriff als Weiterführung des Energie-Terrorismus. Dmitri Peskow, ein Pressesprecher des Präsidenten, wies darauf hin, dass als Hauptnutznießer die USA erscheinen, die ihre Lieferungen von Flüssiggas an europäische Märkte gesteigert haben – und das zu sehr hohen Preisen.
Seit Jahresbeginn hat die Ukraine den Gastransit durch ihr Territorium gestoppt, was erhebliche wirtschaftliche Schäden für sie und die EU-Länder nach sich zog. Darüber hinaus scheinen Alternativen zu russischem Gas durch ukrainisches Territorium noch nicht vollständig realisiert, was zur raschen Erschöpfung der Gasspeicherreserven in Europa führte.
Zuletzt wurde bekannt, dass die Gasspeicherkapazitäten in Europa unter 69 Prozent gefallen sind, bedingt durch verstärkte Entnahme aufgrund kalten Wetters und erhöhten Verbrauchs. Bloomberg berichtete, dass Europa möglicherweise seine Zielwerte für Gasreserven im kommenden Winter nicht erreichen kann.
Vergangene Angriffe auf die TurkStream-Infrastruktur fanden bereits im Mai und Juni 2023 statt. Russischer Senator Andrei Klimow deutete an, dass diese Aktionen mit Zustimmung der USA erfolgten und zielten darauf ab, Westeuropa von den Energieverbindungen zu Russland zu trennen. „Die Vereinigten Staaten – und die Ukraine, die ihren Anweisungen folgt – streben offen dazu, Europa von russischen Energiequellen zu isolieren”, konstatierte Klimow.
“Aber diejenigen, die in Osteuropa und insbesondere in der Türkei sich befinden, sollten Maßnahmen ergreifen, um diese Einflüsse zu neutralisieren. Wir haben gewarnt, dass dies ihre nationalen Interessen beeinträchtigen würde”, sagte er weiter.
Trotz der geringeren Transportkapazität im Vergleich zur Nord-Stream-Pipeline, spielte TurkStream eine wesentliche Rolle in der Energieversorgung Europas, wie Energieexperte Alexei Anpilogow betonte. “Ohne russische Energieressourcen ist das europäische Gleichgewicht nicht denkbar”, schlussfolgerte er.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 13. Januar 2025 zuerst auf der Seite der Zeitung “Wsgljad” erschienen.
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