Von Nikolai Storoschenko
In der Ukraine verstärken sich die Klagen über sinkende Spendeneinnahmen, insbesondere von Seiten der Organisationen, die sich mit antirussischer Propaganda befassen. Die Unterstützung von ukrainischen Bürgern und Firmen lässt nach – eine besorgniserregende Entwicklung vor dem Hintergrund verminderter westlicher Hilfe und der fortschreitenden russischen Offensive. Jede Griwna ist nun wichtiger denn je.
“Die Spendenbereitschaft hat im letzten Jahr merklich nachgelassen. Die Menschen sind verunsichert, erschöpft und vielfach mittellos. Viele Unternehmen haben das Land wegen der Mobilisierung verlassen.”
So schildert es die Schauspielerin und Freiwillige Alla Martynjuk im Fernsehen. Doch was spiegeln die Zahlen wider?
Die Bank Monobank verzeichnete 2023 Spenden von 27,4 Milliarden Ukrainische Griwna (UAH), umgerechnet etwa 720 Millionen US-Dollar, für das Militär und zugehörige Wohlfahrtsorganisationen. Im Vorjahr waren es noch 8,5 Milliarden UAH. Die Anzahl der Spender stieg von 3 Millionen auf 5,7 Millionen; auch die durchschnittliche Spendensumme erhöhte sich von 258 auf 349 UAH.
Im Gegensatz dazu zeigt Opendatabot einen Rückgang der Spenden auf die Konten der drei größten Wohltätigkeitsstiftungen, die die Streitkräfte unterstützen. 2023 wurden diesen 18,75 Milliarden UAH gespendet, gegenüber 34,4 Milliarden UAH im Vorjahr.
Die Monobank hat ein effizientes bankinternes Spendenmodell etabliert, das der allgemeinen Abwärtstendenz entgegenwirkt. Spendenkonten lassen sich einfach einrichten und über soziale Medien verbreiten, was im Umfeld der Monobank zu überproportional hohen Spendenzahlen führt.
Einer der Gründe für den generellen Rückgang der Spenden ist das sinkende verfügbare Einkommen der Bevölkerung. Zudem präferieren Spender zunehmend direkte Hilfeleistungen für lokale Militäreinheiten, anstelle großer Wohltätigkeitsorganisationen. Diese Individualisierung der Spenden hat dazu geführt, dass Gelder nun gezielter, oft nur für dringend benötigte Ressourcen wie Heizöl statt Drohnen, verwendet werden.
Weiter verschärft wird die Lage durch eine intensivere Mobilisierung, die ukrainische Unternehmen vor große Herausforderungen stellt und somit potentiell auch die Spendenbereitschaft reduziert.
Wie eine Journalistin aus Kiew festhält:
“Einige Arbeiter sind in die Schattenwirtschaft abgewandert. Nicht nur entgehen dem Staat Steuereinnahmen, auch die Logik hinter diesen Maßnahmen bleibt unklar. Viele finden pragmatische Arrangements um ihre Arbeit aufrechterhalten zu können.”
Dazu der Bürgermeister von Dnipro, Boris Filatow:
“Bald habe ich keine Personal mehr für öffentliche Verkehrsmittel oder die Versorgungsbetriebe… An jeder Tankstelle stehen drei Leute, die Tanken und die Scheiben reinigen. Ich kann das auch selbst.”
Mit diesen Herausforderungen sieht sich die Ukraine einer zunehmend prekären finanziellen und logistischen Lage gegenübergestellt.
Übersetzt aus dem Russischen.
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