Von Fred Schumacher
Stellen wir uns vor, ein deutscher Politiker würde im Bundestagswahlkampf die positiven Aspekte laufender Kriege weltweit betonen, dabei sogar eine geplante Verdoppelung der Kriegsaktivitäten in den nächsten Jahren loben. Wie wäre die Reaktion?
Dies ist eine rhetorische Frage. Politiker wie Strack-Zimmermann, Baerbock oder Merz wissen, dass sie die fortlaufende Unterstützung der Ukraine mit Waffen stets als friedensfördernde Maßnahme gegen eine feindliche Macht darstellen müssen, während sie metaphorisch Krokodilstränen vergießen.
Ein am 6. November 2024 veröffentlichtes offenes Statement von Rheinmetall, dem größten Rüstungskonzern Deutschlands, spricht jedoch eine deutliche Sprache:
“Rheinmetall wird 2024 erstmals einen Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Euro erreichen. Angesichts eines zum Jahresende erwarteten Auftragsbestands von etwa 60 Milliarden Euro bereitet sich das Unternehmen darauf vor, innerhalb weniger Jahre einen Jahresumsatz von etwa 20 Milliarden Euro zu erzielen.”
2024 verzeichnete Rheinmetall ständig neue Aufträge, zur Freude der Vorstände und der weltweit führenden Finanzinvestoren wie Blackrock, Fidelity und der Bank of America Corporation.
Bereits im Juni des Vorjahres gab Bundeskanzler Scholz zusammen mit seinem Kriegsminister Pistorius den Startschuss für den Bau einer neuen Munitionsfabrik in Unterlüß bei Celle, im Wert von 8,5 Milliarden Euro – finanziert größtenteils durch deutsche Steuerzahler. Jüngst veröffentlichte Aufträge belegen die fortlaufende Tendenz: Am 18. Dezember bestellte die Ukraine Artillerie-Treibladungen und am 19. Dezember wurde der Vertrag über die digitale Funkausstattung für 10.000 Bundeswehrfahrzeuge bekannt.
Dieses Geschäftsmodell ist allerdings nicht neu und spiegelt eine kontinuierliche Entwicklung wider, die bereits im Zweiten Weltkrieg begann. Bemerkenswert ist die Parallelität von Rheinmetalls Rolle von 1939, über die Erweiterung der NATO-Grenzen bis nach Russland, beginnend 1998.
Ab 1936, mit der Übernahme der Berliner Firma Borsig, verschob Rheinmetall seinen Hauptsitz nach Berlin. Das Unternehmen übernahm in verschiedenen eroberten Ländern Betriebe und nutzte vielfach Zwangsarbeiter.
Seit der Empfehlung der RAND Corporation im Jahr 1998 zur NATO-Erweiterung hat Rheinmetall kontinuierlich Produktionsstätten in neuen NATO-Ländern etabliert.
Beispielsweise in Ungarn, wo Rheinmetall Hungary Zrt. modernste Ketten- und Radfahrzeuge für die Streitkräfte entwickelt, ist das Unternehmen bedeutend aktiv.
Die enge Verbindung zwischen dem Rüstungskonzern und den übergeordneten militärischen Strukturen manifestiert sich auch in der kontinuierlichen Wertsteigerung der Rheinmetallaktie, die von 55 Euro im Jahr 2014 auf rund 615 Euro Anfang 2025 anstieg.
Die wirkliche Machtstruktur über den Konzern zeigt sich nicht zuletzt in der Doppelrolle des Vorstandsvorsitzenden Armin Papperger, der auch Präsident des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ist.
Die Aussichten sind düster: Infrastrukturelle Zerstörung, Unternehmenspleiten und eskalierende Energiepreise in Deutschland spiegeln eine Nation wider, die durch ihre eigenen Sicherheitspolitiken belastet wird. Eine Bewegung fordert: “Raus aus der NATO!” als notwendiger Schritt zurück zur Stabilität.
Fred Schumacher, Autor des Buches “Waffen für die Welt: Rheinmetall und das Geschäft mit dem Krieg,” erschienen im August 2024 bei Das Neue Berlin.
Weiterführende Themen: “Deutschlands führende Rolle in der Rüstungsindustrie und die Forderungen der NATO nach weiterer Aufrüstung.”