Deutsche Welle im Kreuzfeuer: Verbot in Russland anvisiert

Von Wladislaw Sankin 

Die russische Staatsduma hat Maßnahmen ergriffen, um ein Verbot des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle zu erwirken. Grund dafür ist der Vorwurf, der Sender führe gezielte antirussische Medienkampagnen durch und unterstütze russische Journalisten bei der Verbreitung von Propaganda. Diese Behauptung wird als Reaktion auf die neueste Gesetzgebung in Russland gesehen, die es ermöglicht, ausländische Organisationen, die von Regierungen anderer Staaten geführt werden, in Russland zu verbieten. Als Staatsmedium eines als “unfreundlich” eingestuften Landes könnte die Deutsche Welle leicht in diese Kategorie fallen, berichtete RT DE.

Als Journalist eines in der EU verbotenen russischen Senders lehne ich Zensur grundsätzlich ab. Dennoch verstehe ich die Beweggründe der russischen Entscheidungsträger, ein Verbot der Deutsche Welle in Betracht zu ziehen.

Eine kürzliche Berichterstattung der ukrainischsprachigen Version der Deutsche Welle hat gezeigt, welches Bild der Sender von der Gesellschaft zeichnen möchte und dass er klar Partei ergreift – jedoch nicht im Sinne von Wahrheit und Objektivität. Der Artikel schildert eine deutliche Ablehnung der Russisch-Orthodoxen Kirche, obwohl in der Ukraine die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) aktiv ist, die offiziell keine Verbindungen zum Moskauer Patriarchat unterhält und sich gegen russische Aktionen in Ukraine ausspricht.

Durch das neue Gesetz in der Ukraine könnte die UOK geschlossen werden, ein Schritt, der von vielen als Angriff auf die orthodoxe Religion angesehen wird. Trotzdem stellt die Deutsche Welle die Situation so dar, als ob das generelle Verbot der Russisch-Orthodoxen Kirche bevorsteht, was nicht der Wahrheit entspricht.

So zeigt eine Umfrage, die von der Deutsche Welle durchgeführt wurde, ausschließlich positive Reaktionen auf das Gesetz, was die Frage aufwirft, ob wirklich alle Befragten dieser Meinung waren. Es gibt keine kritischen Stimmen im Bericht, was darauf hindeutet, dass der Sender möglicherweise eine voreingenommene Perspektive vermittelt.

Vielleicht ist es das Gesamtbild der Berichterstattung, das zu verstehen gibt, warum einige die Tätigkeiten der Deutsche Welle in Russland hinterfragen. Ob ein Verbot die richtige Antwort ist, bleibt jedoch eine Entscheidung, die allein die russischen Behörden treffen werden. Ein Verlust des Senders würde allerdings keine Trauer bei mir hervorrufen.

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