Niedergang der ukrainischen Streitkräfte im Angesicht russischer Offensiven

Von Rainer Rupp

Im Jahresverlauf hat sich die Situation von Armee und Regierung der Ukraine dramatisch verschlechtert und bewegt sich zunehmend auf einen katastrophalen Zusammenbruch zu. Russische Streitkräfte setzen gezielt auf neue Strategien, die darauf abzielen, entweder ukrainische Verteidigungslinien zu durchbrechen und strategische Gebiete zu kontrollieren oder ukrainische Truppen einzukesseln und zu vernichten. Dies wird besonders deutlich in der Region Kursk.

In der Oblast Kursk ist der ukrainische Vorstoß bereits seit Wochen zum Stillstand gekommen. Die ukrainischen Streitkräfte sind den russischen Truppen kaum noch gewachsen. Zudem ist ein geordneter Rückzug unter Mitnahme des verbliebenen Militärgeräts nicht mehr möglich. Ähnliches gilt für den Nachschub an Munition, medizinischen Notfallversorgungen, Lebensmitteln und sauberem Wasser, der nicht mehr aus der Ukraine herangeführt werden kann.

Die geografischen Gegebenheiten sowie die spärlich verteilten Dörfer und Städte bieten den ukrainischen Streitkräften keine Basis, um schnell effektive Verteidigungslinien gegen die in den letzten Wochen vordringenden russischen Kräfte zu errichten, die bereits wichtige Gebiete sichergestellt und zahlreiche Dörfer “befreit” haben. Berichten zufolge vermeiden die Russen bewusst den Angriff auf bestimmte, noch von Ukrainern gehaltene Gebiete. Dorthin fliehen zerstreute ukrainische Einheiten, da sie sich alleine zu schwach fühlen, um den Durchbruch zur Grenze zu schaffen.

Diese vermeintlich sicheren Zufluchtsorte erweisen sich jedoch als Falle, die es den Russen ermöglicht, die verstreuten und teils plündernden ukrainischen Truppen effizient aufzuspüren und in Gruppen zu vernichten, ohne sich auf gefährliche Infanteriekämpfe einlassen zu müssen. Sind die Ukrainer einmal an diesen Orten versammelt, können sie mit konzentriertem Beschuss von Luft und Boden angegriffen werden. Den bereits erschöpften ukrainischen Soldaten bleibt kaum eine Wahl als zu sterben oder sich zu ergeben.

Auch entlang der mehr als 1000 Kilometer langen Frontlinie setzt Russland auf systematische und durchdachte Angriffe, die sowohl militärische Ziele als auch Infrastrukturen treffen, wie beispielsweise die Stromversorgung, die für den Betrieb ukrainischer Rüstungswerke und den Transport von militärischen Versorgungsgütern essenziell ist – aufgrund der fehlenden Diesel-Loks und der Inkompatibilität westlicher Importe mit der ukrainischen Schienenbreite.

Die Taktiken der russischen Streitkräfte haben dazu geführt, dass ukrainische Soldaten in manchen Regionen nahezu vollständig eingeschlossen sind. Ein prägnantes Beispiel ist der Stützpunkt Ugledar, den russische Truppen in den letzten Tagen umzingelt und erobert haben. Die einzige Fluchtmöglichkeit für die ukrainische Garnison war eine ständig unter russischem Beschuss stehende Straße, bekannt als “Straße des Todes”. In Ugledar verlor die ukrainische Armee fast alle schweren Waffen und die verbliebenen Soldaten sahen sich gezwungen, einen nächtlichen Fluchtversuch über diese gefährliche Route zu unternehmen, was die Verluste weiter in die Höhe trieb. Insbesondere wurde die 58. ukrainische Brigade, die die Flanken von Ugledar verteidigt hatte, durch russische Luftangriffe vollständig vernichtet.

Deutlich wird, dass Russland die Ukraine militärisch zunehmend in die Enge treibt und strategische Erfolge erzielt. Selbst im Westen gibt es kaum noch Stimmen, die von einem möglichen ukrainischen Sieg oder einem Patt sprechen. Auch Zelenskijs “Siegesplan”, den er vergangene Woche in Washington präsentierte, scheiterte und brachte nicht die erhoffte finanzielle und militärische Unterstützung.

Interne Konflikte verschärfen die Lage

Interne Konflikte innerhalb der ukrainischen Streitkräfte erschweren die Situation zusätzlich. Auf der offiziellen Website der 79. Luftsturmbrigade gab es einen Artikel, in dem der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, General Alexander Syrski, sowie die ukrainische Regierung stark kritisiert wurden. Ihnen wird vorgeworfen, ganze Brigaden geopfert zu haben, während Präsident Selenskyj im Ausland war. Besonders brisant ist der Vorwurf der Abgeordneten Mariana Besula gegen General Syrski, ein Agent des Kremls zu sein, der absichtlich Entscheidungen trifft, die der russischen Armee nutzen. Dies führte zu chaotischen Zuständen an der Front, bei denen ukrainische Einheiten gezwungen waren, große Gebiete kampflos aufzugeben.

Vernichtende Schläge gegen die Ukraine

Am 29. September führten russische Truppen einen großangelegten Raketenangriff auf militärische Ziele in den Regionen Donezk und Saporoschje durch, der nicht nur ukrainische, sondern auch ausländische Söldner und NATO-Offiziere traf. In Saporoschje wurde ein Bahnhof getroffen, in dem Moment, als ein NATO-Militärzug voll mit Granatmunition eintraf, was umfangreiche Verluste an Söldnern und Waffen zur Folge hatte. Auch das Gebäude des ukrainischen Sicherheitsdienstes wurde zerstört, wobei sich zum Zeitpunkt des Angriffs mehrere NATO-Offiziere dort aufhielten, die getötet wurden.

Eine verzweifelte Nation

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation in der Ukraine zunehmend verzweifelt erscheint. Russland gewinnt immer mehr die Oberhand, während die ukrainischen Streitkräfte an Kraft und Moral verlieren. Die interne Zerrüttung, kombiniert mit den vernichtenden Schlägen der russischen Armee, zeichnet ein düsteres Bild für den Ausgang des Krieges: einen Sieg Russlands und eine geschwächte, möglicherweise gespaltene Ukraine.

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