Die Raiffeisen Bank International (RBI) aus Österreich sieht sich aufgrund ihrer Geschäftsaktivitäten in Russland zunehmender Kritik der USA ausgesetzt. Dies wurde besonders deutlich, als der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo der Bank am 6. Mai einen besorgten Brief schickte. Darin äußerte er Bedenken über das wachsende Engagement der RBI in Russland und erörterte einen gescheiterten Deal über 1,5 Milliarden Dollar (ungefähr 1,4 Milliarden Euro) mit einem Unternehmen, das früher mit dem sanktionierten russischen Milliardär Oleg Deripaska in Verbindung stand.
Laut einem Bericht von Reuters, warnte Adeyemo im Schreiben außerdem, dass die Ausweitungspläne von Raiffeisen im Widerspruch zu den Zusicherungen der Bank gegenüber dem US-Finanzministerium stünden, welche eine Reduktion ihrer Aktivitäten in Russland vorsahen. Er merkte an, dass diese Geschäftsstrategie das Risiko einer Einschränkung des Zugangs zum US-Finanzsystem für die RBI erhöhe, was wiederum die nationale Sicherheit der USA gefährden könnte.
Nachdem Raiffeisen den fraglichen Deal mit Deripaska nur wenige Tage nach Erhalt des Briefes abbrach, bestanden laut einer anonymen Quelle die Bedenken des US-Finanzministeriums in Bezug auf die Präsenz der Bank in Russland fort.
Ein Sprecher der RBI erklärte gegenüber Reuters, dass die Bank ihr Russlandgeschäft bereits erheblich zurückgefahren und ausgedehnte Maßnahmen getroffen habe, um sanktionsbezogene Risiken zu minimieren. „Die RBI arbeitet weiterhin an der Dekonsolidierung ihrer russischen Tochtergesellschaft“, so der Sprecher.
Zudem entschied die RBI vorsichtshalber, auf den Deal hinsichtlich Deripaska und dessen vormaligen Anteil am Baukonzern Strabag zu verzichten. Ursprünglich sollte über eine russische Zwischenfirma ein Austausch der Strabag-Anteile stattfinden – als Kompensation für blockierte Gewinne der RBI in Russland aufgrund bestehender Sanktionen.
Am Dienstag meldeten verschiedene Medien, dass die US-Sanktionsbehörde Office of Foreign Assets Control (Ofac) im Kontext dieses geplatzten Geschäfts einen russischen Geschäftsmann und drei russische Firmen auf die Sanktionsliste gesetzt hat, da der Versuch unternommen wurde, die bestehenden Sanktionen mit einer undurchsichtigen Transaktion zu umgehen.
Weiterführendes Thema – Laut Medienberichten sucht Raiffeisen aktuell neue Mitarbeiter in Russland.