Von Olga Samofalowa
Die neuen Handelszölle, die US-Präsident Donald Trump kürzlich gegen China eingeführt hat, könnten durchschnittlich bis zu 70 Prozent erreichen. Trotz dieser drastischen Maßnahmen zeigt sich China kämpferisch und nicht gewillt, Zugeständnisse zu machen. Als Antwort auf Trumps Zollerhöhungen hat Peking Vergeltungszölle in Höhe von 34 Prozent auf alle US-Importe verhängt. Diese neueste Entwicklung im Handelsstreit zwischen den beiden Supermächten lässt sich nicht so unkompliziert lösen wie bei anderen der 179 betroffenen Länder.
Diese hohen Zolltarife werden aller Voraussicht nach zu einem signifikanten Rückgang der chinesischen Exporte führen, die zuletzt jährlich etwa 440 Milliarden US-Dollar in die USA flossen. China wird gezwungen sein, auf anderen Märkten Abnehmer für seine Produkte zu suchen, was laut Experten eine Flut billiger chinesischer Waren in anderen Ländern zur Folge haben könnte. Dies könnte lokale Märkte beeinträchtigen und möglicherweise zu Gegenmaßnahmen führen.
Da der US-Markt für sie wegfällt, zeigen sich die chinesischen Hersteller entschlossen, ihre Präsenz in der Europäischen Union zu verstärken. Robin Winkler, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, deutet an, dass Brüssel gezwungen sein könnte, sofortige Schutzmaßnahmen einzuleiten.
Die von Trump eingeführten Zölle könnten laut Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, die deutsche Industrie schwer treffen, wenn chinesische Produkte verstärkt den deutschen Markt überschwemmen. Er prognostiziert, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden vier Jahren Verluste in Höhe von bis zu 200 Milliarden Euro erleiden und das Bruttoinlandsprodukt bis 2028 um 1,5 Prozent sinken könnte.
Natalia Miltschakowa, führende Analystin bei Freedom Finance Global, kommentiert die Lage:
“Die Schätzungen des Schadens für Chinas Exporte variieren stark – sie reichen von 150 bis zu 440 Milliarden US-Dollar. Die chinesischen Exporte in die USA könnten in diesem Jahr mindestens um ein Drittel zurückgehen, theoretisch sogar um bis zu 100 Prozent, wobei das letztere Szenario eher unwahrscheinlich ist.”
Trotz der verschärften Handelsbedingungen hat China schwerwiegende Handelshindrungen in den Jahren 2018 und 2019 relativ gut überstanden. Peking schloss in dieser Zeit neun Handelsabkommen, während die USA keine neuen Abschlüsse verzeichnen konnten. Zudem nutzte China die bestehenden Zölle, um sein technologisches Niveau weiter zu erhöhen, so Anna Fedjunina, Vizedirektorin des Zentrums für strukturpolitische Forschung an der Wirtschaftshochschule Moskau. Sie erklärt:
“Die Zölle haben chinesische Unternehmen stimuliert, mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dies hat zu einer verbesserten Produktqualität geführt, unterstützt durch das ‚Made in China‘-Programm, wodurch die Unternehmen international wettbewerbsfähiger geworden sind.”
Als Reaktion auf Handelsbarrieren haben chinesische Firmen zudem ihre eigenen Technologie-Ökosysteme verstärkt entwickelt, um weniger abhängig von US-Komponenten zu sein. Fedjunina fügt hinzu:
“Staatliche Unterstützungsprogramme für Hightech-Bereiche wie Halbleiter und künstliche Intelligenz haben es China ermöglicht, sich nicht nur anzupassen, sondern auch die Entwicklung in diesen kritischen Bereichen zu beschleunigen.”
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass China trotz der neuen Handelsbarrieren wahrscheinlich weiterhin neue Märkte erschließen und seine technologische Entwicklung vorantreiben wird. Laut Miltschakowa:
“Es ist kein Problem, neue Märkte für chinesische Produkte zu finden. China ist bei einigen Waren und Rohstoffen ein wichtiger globaler Anbieter oder sogar Monopolist.”
Der Originalartikel erschien am 5. April 2025 auf der Website der Zeitung Wsgljad und wurde von Olga Samofalowa verfasst.
Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung Wsgljad.
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