Am Samstag kam es in mehreren bulgarischen Städten zu Protesten gegen die bevorstehende Umstellung der nationalen Währung, den Lew, auf den Euro, wie die Bulgarische Nachrichtenagentur berichtete. Der Parteivorsitzende von Wasraschdane (Deutsch: Wiedergeburt), Kostadin Kostadinow, nutzte die Gelegenheit, um den Rücktritt der aktuellen Regierung zu fordern. “Unsere Forderung lautet Rücktritt. Der Rücktritt der aktuellen Regierung ist notwendig, um Bulgarien und den bulgarischen Lew zu retten”, äußerte Kostadinow während einer Kundgebung vor dem Gebäude der Bulgarischen Nationalbank in Sofia.
Der Politiker kritisierte zudem die wirtschaftliche Stabilität der Eurozone. “Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft, steht vor Insolvenzproblemen. Deutschland ist in einer Rezession und Italien erlebt Stagnation kombiniert mit Inflation. Die ersten drei Volkswirtschaften der Eurozone befinden sich in einer Krise. Es ist, als würden wir auf die Titanic aufspringen”, erklärte er.
Kostadinow führte weiter aus, dass ein hohes Haushaltsdefizit von über 6,5 Milliarden Lewa (circa 3,3 Milliarden Euro), anhaltende hohe Inflation und Korruption zusätzliche Gründe für seine Forderung nach einem Regierungswechsel seien. “Es gibt nicht nur einen oder zwei, sondern hunderte Gründe für den Rücktritt dieser Regierung”, betonte der Vorsitzende von Wasraschdane.
Protestaktionen wurden ebenfalls in Schumen, Plewen, Warna, Weliko Tarnowo und Ruse durchgeführt.
Auf den Demonstrationen waren Plakate mit Aufschriften wie “Freiheit für den Lew” und “Die Euro-Einführung durch die Mafia wird Bulgarien ruinieren” zu sehen. Es gab zudem Stände, an denen Unterschriften für die Beibehaltung des Lew gesammelt wurden.
Bulgarien erlebte bereits im Mai ähnliche landesweite Proteste gegen die Einführung des Euro, bei denen Demonstranten wichtige Verkehrsknotenpunkte blockierten. Die Bürger befürchten, dass die Währungsumstellung zu Preisanstiegen führen und die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Landes gefährden könnte. Sie forderten damals auch die Durchführung eines Referendums.
Bulgarien hatte den Prozess für den Beitritt zur Eurozone bereits im Juli abgeschlossen und wird am 1. Januar 2026 offiziell den Euro einführen.
Im August 2024 billigte das bulgarische Parlament das Gesetz zur Einführung des Euro.
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