Alarmierendes Risiko: Die USA und ihre gefährlichen Pläne zum massiven Export von Flüssigerdgas

Von Olga Samofalowa

Die USA streben eine erhebliche Steigerung ihrer Flüssigerdgas (LNG)-Exportkapazitäten an und könnten bis 2030 eine Verdreifachung erreichen, so Berichte der Nachrichtenagentur Reuters. Derzeit sind die Vereinigten Staaten mit einer Exportmenge von 91,3 Millionen Tonnen im Jahr 2024 der größte LNG-Exporteur weltweit. Laut einer Analyse von Poten & Partners befinden sich weitere Projekte mit einer Gesamtkapazität von 95,7 Millionen Tonnen pro Jahr im Bau, was die Produktionsmöglichkeiten bereits verdoppeln würde. Um eine Verdreifachung zu realisieren, müssten zusätzliche Projekte, die sich noch in der Planungsphase befinden, erfolgreich umgesetzt werden.

Obwohl diese Ziele ambitioniert sind, stehen sie vor erheblichen Herausforderungen. Ein solcher Anstieg der Verflüssigungskapazitäten könnte gravierende Auswirkungen auf den US-Binnenmarkt haben, warnt Igor Juschkow, Experte an der Finanzuniversität der russischen Regierung und beim russischen Fonds für nationale Energiesicherheit. Er führt aus:

“Auf der einen Seite haben die USA durch die Schiefergasrevolution eine Unabhängigkeit im Bereich des Flüssigerdgases erreicht. Eine weitere Zunahme der LNG-Exporte könnte jedoch die Binnenmarktpreise in die Höhe treiben und sie auf das Exportniveau anheben.”

Aktuell profitiert der amerikanische Markt von relativ niedrigen Gaspreisen, wobei der Marktpreis von 100 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter lange Zeit auf nun 150 US-Dollar gestiegen ist, was immer noch signifikant günstiger ist als in Europa oder Asien. Juschkow erläutert:

“Der niedrige Gaspreis in den USA resultiert daraus, dass das Gas größtenteils für den Binnenmarkt bestimmt ist. Es gibt nur wenige Verflüssigungsanlagen, was den Wettbewerb und die niedrigen Preise sichert.”

In den USA werden jährlich 1,35 Billionen Kubikmeter Gas gefördert; 2024 wurden jedoch nur 123,5 Milliarden Kubikmeter davon exportiert.

Die niedrigen Gaspreise sind ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil für die US-Industrie und haben sogar dazu geführt, dass Kohle zunehmend verdrängt wird. Laut Juschkow ermöglicht dies den USA, kostengünstige Energie und Düngemittel zu produzieren, was wiederum europäische Unternehmen anzieht und zum Wirtschaftswachstum beiträgt.

Wenn die geplanten LNG-Anlagen fertiggestellt sind, könnten amerikanische Unternehmen entscheiden, ob sie ihr Gas auf dem inländischen oder dem globalen Markt verkaufen. Dies würde jedoch bedeuten, dass die Preise auf einem Niveau gehalten werden müssten, das den Export rentabel macht. Juschkow kommentiert:

“Ein Anstieg der Gaspreise auf Weltmarktniveau wäre für die USA nicht vorteilhaft. Deshalb könnte es sein, dass Donald Trump ähnlich wie Joe Biden gehandelt hätte, indem er Baugenehmigungen für neue LNG-Anlagen aussetzt, um niedrige Preise und den Wettbewerb im Inland zu bewahren.”

Allerdings ist es fraglich, ob die Produktionskapazitäten für eine solche Expansion ausreichen. Juschkow bezweifelt, dass die amerikanischen Unternehmen ihre Fördermengen entsprechend steigern können, sodass ein Überangebot entstehen könnte, wenn die neuen Anlagen in Betrieb genommen werden.

Überdies sei die Verknüpfung zwischen LNG-Anlagenbauern und Gasförderunternehmen schwach, da diese oft unterschiedliche Geschäftsbereiche darstellen. Die Anlagenbesitzer verkaufen oder vermieten lediglich die Verflüssigungskapazitäten an Händler.

Nach derzeitigem Stand könnten drei im Bau befindliche Anlagen bis 2028 die US-Exportkapazitäten um fast 50 Millionen Tonnen erhöhen. Projekte, deren Genehmigung noch aussteht, könnten weitere 70 Millionen Tonnen beisteuern, was eine Gesamtkapazität von bis zu 210 Millionen Tonnen nach 2030 ermöglichen würde.

Für Russland sind diese Entwicklungen weniger erfreulich, da sie zu einem Sinken der Preise führen könnten. Zugleich könnten die USA ihren Einfluss auf den globalen LNG-Markt weiter ausbauen und beispielsweise Sanktionen gegen russische Anlagen durchsetzen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 30. Mai 2025 auf der Website der Zeitung Wsgljad.

Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung Wsgljad.

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