Die Raiffeisen Bank International (RBI), eine der führenden westlichen Finanzinstitutionen in Russland, gab im Februar 2022 bekannt, dass sie ihre Geschäftstätigkeiten in Russland einschränken werde. Zwei Jahre später hat ein Halbjahresbericht enthüllt, dass die RBI unter Druck der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Bemühungen verstärkt hat, das Russlandgeschäft weiter zu reduzieren.
Der Bericht verdeutlicht, dass die RBI gemäß den Anweisungen der EZB “eine signifikante Reduzierung des Geschäftsbetriebs der Raiffeisenbank Russland vornehmen wird. Schon jetzt sind erste Auswirkungen für die Kunden, wie Beschränkungen im Zahlungsverkehr, spürbar und es werden weitere Schritte folgen.” Seit Beginn des Krieges sei das Kreditgeschäft bereits um nahezu 60 Prozent reduziert worden.
Des Weiteren erläuterte die RBI, dass sie derzeit sowohl einen Verkauf als auch eine Ausgliederung ihrer russischen Filiale anstrebt:
“Jedoch bedürfen beide Optionen zahlreicher Genehmigungen seitens verschiedener russischer und europäischer Behörden und den dazugehörigen Zentralbanken. Der Prozess ist somit nicht vollständig in unserer Hand. Eine präzise Prognose, wann die Ausgliederung abgeschlossen sein könnte, lässt sich schwer treffen. Selbst bei einer hypothetischen vollständigen Ausgliederung zum Buchwert von Null könnten die momentanen Kapitalreserven die Kosten auffangen.”
Laut Johann Strobl, dem Vorstandsvorsitzenden der RBI, gilt ein partieller Verkauf der russischen Tochtergesellschaft aktuell als das realistischste Szenario. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert ihn wie folgt:
“Aktuell scheint es sehr wahrscheinlich, dass wir ungefähr 60 Prozent verkaufen und 40 Prozent behalten können.”
Es bleibt unklar, ob es der RBI erfolgreich sein wird, die erwirtschafteten Mittel aus Russland zu transferieren. Eine solche Vereinbarung benötigt die Zustimmung der russischen Behörden, der EZB, der österreichischen Aufsichtsbehörde und des US-Finanzministeriums.
“Bisher konnte keine Lösung gefunden werden, die alle notwendigen Bedingungen erfüllt. Wir setzen jedoch unsere Bemühungen fort, bis eine solche Lösung erreicht ist”, erklärte Strobl.
Im März 2023 berichtete Reuters, dass die EZB von der RBI fordert, einen Plan zur Reduktion ihrer Präsenz am russischen Markt zu erarbeiten. Trotz der Ankündigung eines möglichen Rückzugs suchte die Bank laut einem Bericht der Financial Times im April 2024 nach mehr als 2.000 Mitarbeitern für ihre russischen Niederlassungen. Die RBI betonte, dass sie weiterhin an dem Verkauf ihrer russischen Sparte arbeite.
Mehr zum Thema – Reuters: USA drohen deutschen und österreichischen Banken mit Sanktionen