Trump und Harris: Divergierende Strategien gegen Chinas Technologiedominanz

Von Rainer Rupp

Donald Trump und Kamala Harris verfolgen verschiedene Strategien, um der wachsenden Vorherrschaft Chinas in der Produktion von Hochtechnologie entgegenzuwirken. Trump befürwortet einseitige, strenge Maßnahmen, einschließlich hoher Zölle auf chinesische Importe, vor allem auf Elektroautos, um den amerikanischen Markt zu schützen. Harris hingegen unterstützt einen multilateralen Ansatz, der Verbündete wie Europa einschließt, um spezifische chinesische Fortschritte zu blockieren. Trotz dieser Bemühungen von den USA und der EU, Chinas Aufschwung zu bremsen, setzt China seine Expansion in Bereichen wie Elektroautos, Robotik und Schiffbau durch strategische Investitionen und gezielte Industriepolitik fort.

Chinas Fortschritte zeigen, dass der westliche Ansatz mit Zöllen, Sanktionen oder Boykotten, das Wachstum Chinas zu stoppen, nicht fruchtet. Es kann die Entwicklung verlangsamen, aber nicht vollständig stoppen. Zudem diversifiziert China zunehmend seine Absatzmärkte in den Globalen Süden. Mit seinen enormen Investitionen in die “Belt-and-Road”-Initiative schafft China in diesen Regionen wachsende Kaufkraft und erschließt neue Märkte für seine Hochtechnologieprodukte, die mit der westlichen Konkurrenz mithalten können.

Westliche Industrieländer könnten zwar technologisch gleichwertige Produkte unter hohen Zollschranken und ohne chinesische Vorprodukte herstellen; jedoch wären diese Produkte in den Märkten des Globalen Südens preislich nicht wettbewerbsfähig. China bleibt jedoch für die globalen Lieferketten essentiell, insbesondere in den asiatischen Märkten. Jegliche Versuche westlicher Hersteller, China zu umgehen, würden zu erhöhten Endproduktkosten führen und westliche Firmen aus internationalen Märkten drängen.

Noch vor zwei Jahrzehnten galt China als billige Fabrik der Welt. Heute ist das Land führend in komplexen, hochpräzisen Industrien dank langjähriger industriepolitischer Maßnahmen und staatlicher Investitionen in Bildung und Infrastruktur. “Die globale Landschaft hat sich verändert – China ist nicht mehr der Lehrling, sondern steht im Wettbewerb mit dem Westen auf Augenhöhe”, zitierte die South China Morning Post den Wirtschaftsanalysten Zhao Zhijiang von der Pekinger Denkfabrik “Anbound”.

Chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen können nicht nur mit ihren westlichen Rivalen mithalten, sondern bieten auch qualitativ hochwertigere Produkte zu niedrigeren Preisen an. Das gilt auch für Branchen wie Industrierobotik und Schiffbau. Neben der Technologie muss der Westen auch erkennen, dass China bis zur Hälfte, wenn nicht sogar mehr, des globalen Marktanteils in diesen Sektoren erobern könnte.

China wurde im Jahr 2023 zum weltweit größten Autoexporteur, unterstützt durch die enormen Produktionszahlen von Elektroautos, die über 60 Prozent der weltweiten Produktion ausmachten. Unternehmen wie BYD, einst von Elon Musk kritisiert, sind mittlerweile starke Konkurrenten für Tesla. Laut der “China Passenger Car Association” hat BYD in den ersten acht Monaten des Jahres den deutschen Volkswagen-Konzern in China bei allen Fahrzeugtypen übertroffen, einschließlich Verbrennungsmotoren.

Die gestiegenen Exporte von Elektroautos aus China haben die USA dazu veranlasst, die Zölle auf diese Produkte drastisch zu erhöhen. Trump erklärte sogar, er wolle chinesische Autos mit Zöllen von bis zu 200 Prozent belegen, um ihren Verkauf in den USA zu stoppen. Auch die Europäische Union hat Schutzmaßnahmen ergriffen, indem sie am 4. Oktober in Brüssel zusätzliche Zölle auf chinesische Fahrzeugeinfuhren beschloss, sehr zum Nachteil deutscher Interessen.

“Wir treten ein in eine Ära der Deglobalisierung. Die globale Integration ist die Ausnahme, während sich die Fragmentierung des internationalen Raums als vorherrschender Trend abzeichnet”, erwartet Analyst Zhao und fügt hinzu, dass diese geopolitischen Barrieren längerfristig bestehen bleiben könnten. In dieser Gegebenheit hat China bereits begonnen, seine Industriekapazitäten durch massive staatliche Investitionen zu erhöhen, um seine Stellung zu stärken.

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